Interventionen als Kunst des urbanen Handelns?
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Friederike Landau, Henning Mohr 2015: Interventionen als Kunst des urbanen Handelns?
Rezension zu Judith Laister, Anton Lederer, Margarethe Makovec (Hg.) (2014):Die Kunst des urbanen Handelns / The Art of Urban Intervention. Wien: Löcker.
Kreative und künstlerische Strategien gewinnen in innovations- und effizienzorientierten liberalen Demokratien als ‚alternative‘ Formen der Wissensproduktion sowie der Dynamisierung und potenziellen Demokratisierung von Kommunikations- und Entscheidungsprozessen zunehmend an Bedeutung. Die Anwendung von Kreativitätstechniken befördert die Konzeption des modernen Subjekts, welches Ideale von Selbstentfaltung und (Selbst-)Schöpfung – die maßgeblich der Figur des künstlerischen Genies entliehen sind – in den Kontext von (Selbst-)Optimierung und Ökonomisierung stellt (vgl. Reckwitz 2012: 215 ff.). Kreativität und künstlerische Ausdrucksformen werden als lösungsbringende, über funktionalistisch ausgerichtete Ansätze hinausgehende Herangehensweisen wahrgenommen, die Partizipation und – damit einhergehend – Legitimation begünstigen können. Insbesondere in städtischen Transformationsprozessen scheinen Künstler_innen immer häufiger eine Rolle in der (Oberflächen-)Gestaltung städtischer Räume zu spielen. Sie tun dies sowohl aus eigenem Antrieb, zunehmend jedoch auch im konkreten Auftrag lokaler, Akteur_innen des Stadtteilmanagements oder ähnlicher Programme, die übergeordnet das Thema ‚Soziale Stadt‘ forcieren.
Christian Kohrs: Demokratische Konsolidierungsprozesse im subsaharischen Afrika
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Christian Kohrs: Einflussfaktoren und Erfolgsbedingungen demokratischer Konsolidierungsprozesse im subsaharischen Afrika. Eine kritische Literaturanalyse. Heidelberg: Books on African Studies 2014. 660 S.
Bei der vorliegenden Veröffentlichung handelt es sich um die Dissertation des Autors. Ihr Ausgangspunkt ist die These, dass der Themenkomplex der demokratischen Konsolidierung in den letzten zwei Jahrzehnten in den internationalen politikwissenschaftlichen Diskussionen vernachlässigt wurde. Es erscheint in der Argumentation der Studie einleuchtend, das Vier-Ebenen-Modell von Wolfgang Merkel, welches auf der Konzeption von Juan J. Linz & Alfred Stepan aufbaut, zum theoretischen Ausgangspunkt zu nehmen. Das Modell vermittelt über die vier Ebenen demokratischer Konsolidierungen schon zum überwiegenden Teil die Teilregimes und Einflussfaktoren, die beim derzeitigen wissenschaftlichen Stand wohl als wesentlich erachtet werden können. Die Intention der Arbeit ist es aber nicht, lediglich die Konzeption von Merkel auf den afrikanischen Kontext zu übertragen, sondern eine kritische Diskussion darüber zu führen, ob dieses Konzept auf den Kontinent übertragbar ist bzw. wie es ggf. modifiziert werden muss. Dies trifft nach Auffassung des Autors insbesondere auf unseren Nachbarkontinent Afrika zu. Seit Beginn der letzten großen Demokratisierungsphase im subsaharischen Afrika Ende der 1980er Jahre waren nach einer kurzen Phase der Euphorie über ihr Tempo und ihr Ausmaß zunehmend skeptische Stimmen zu vernehmen, die auf die Defizite der demokratischen Regimes oder das Ausbleiben einer weitergehenden Demokratisierung hingewiesen haben. Allerdings habe sich auch erst in den letzten Jahren ein Kreis von acht bis zehn Staaten im subsaharischen Afrika herauskristallisiert, für den eine legitime Diskussion ihrer demokratischen Niveaus, im Sinne der internationalen Konsolidierungsdefinitionen, sinnvoll erscheine. Eine solchermaßen notwendige Diskussion, so die These des Autors, ist bisher aber nur unzureichend und zu unstrukturiert geführt worden.
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Naomi Klein: This Changes Everything: Capitalism vs. the Climate
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Naomi Klein: This Changes Everything: Capitalism vs. the Climate. New York: Simon & Schuster. 2014. 566 pp.
In her latest book, Naomi Klein, author of global bestsellers The Shock Doctrine and No Logo, looks to tackle the war our economic model is waging against life on earth. Sarah Lester finds that Klein leaves us with the glimmer of hope that climate justice movements and social mobilisation can offer an alternative future.
Naomi Klein in her new book This Changes Everything presents a new way of looking at two major problems: disaster capitalism and climate change. Klein’s argument is that, while the majority of people think climate change is a threat, “we have not done the things that are necessary to lower emissions because those things fundamentally conflict with deregulated capitalism” which is the “reigning ideology” of our time (p.18). At the heart of the book Klein is supplying society with a challenge: are we on the right path, are we doing the right things for ourselves and for the future, and is this the best we can be? Arguably her core message is one of social and environmental justice: “the solution to global warming is not to fix the world, but to fix ourselves” (p.279).
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Bernd Belina: Raum
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Bernd Belina: Raum. Zu den Grundlagen eines historisch-geographischen Materialismus. Münster: Westfälisches Dampfboot (Einstiege 20) 2013. 172 S.
Bernd Belina widmet sich dem „Raum“ als einem Grundbegriff der Sozialphilosophie und Gesellschaftstheorie innerhalb der Reihe „Einstiege“ des Verlages Westfälisches Dampfboot. Die Reihe – so die Beschreibung des Verlages – richtet sich an ein breites Publikum und will die Lesenden befähigen, eigene Wege zwischen den Felsen der Disziplinen zu finden und zu bestreiten. Das schmale Buch ist konsequent innerhalb einer Perspektive des historisch-geographischen Materialismus (HGM) verfasst, daher stellt es lediglich einen Ausschnitt der aktuellen geographischen Debatten über Raum dar. Die angeführten Debatten und Vorschläge innerhalb des HGM werden umfassend dargelegt, kritisch diskutiert und an zahlreichen Beispielen aus der polit-ökonomischen Praxis anschaulich verdeutlicht. Dem Charakter einer Einführung entsprechend steht die ordnende und am Überblick orientierte Darstellung und Kritik disperser Beiträge im Mittelpunkt, nicht jedoch die Vorstellung einer eigenständigen Raumtheorie innerhalb des HGM.
Soziale Arbeit und Stadtentwicklung
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Matthias Drilling und Patrick Oehler (Hg.): Soziale Arbeit und Stadtentwicklung. Forschungsperspektiven, Handlungsfelder, Herausforderungen. Springer VS, Wiesbaden 2013. 428 S.
Im der amtierenden Bundesregierung zugrunde liegenden Koalitionsvertrag finden sich unter dem Kap. 4.2 „Lebensqualität in der Stadt und auf dem Land – Gutes und bezahlbares Wohnen“ Ausführungen zur Liegenschaftspolitik, zum Sozialen Wohnungsbau (S. 114), zu Bezahlbaren Mieten (S. 115) sowie zum Generationen- und altersgerechten Wohnraum (S. 116). Nach Jahren der Kürzungen, beispielsweise im Programm Soziale Stadt, möchte die Bundesregierung nunmehr den Sozialen Wohnungsbau wiederbeleben und u. a. eine sozialverträgliche Sanierung des Wohnungsbestandes vorantreiben (S. 114 f. des Koalitionsvertrags). Was der Begriff sozialverträglich in diesem Zusammenhang bedeutet, wird nicht erläutert. Eindeutig scheint aber zu sein, dass der Sozialplanung im Städtebaurecht, mit der sich bereits Schulze-Fielitz in seiner Dissertation im Jahre 1982 auseinandersetzte, in der Gegenwart größeres Gewicht – möglicherweise gar eine Renaissance? – beschieden sein könnte.