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Kategorie: Rezensionen

Matthias P. Ostertag: Globalisierung unter Aspekten der Wirtschaftsgeographie. Nürnberg 2000 (Nürnberger Wirtschafts- und Sozialgeographische Arbeiten 55). 304 S.

Ursachen, Merkmale und Auswirkungen der Globalisierung stellen ein wichtiges Themenfeld wirtschaftsgeographischer Arbeiten dar. Inzwischen liegen dazu vielfältige Erkenntnisse dokumentiert in zahlreichen Publikationen vor. Diese Arbeit setzt sich das Ziel, durch die Fallstudie eines transnationalen Unternehmens (BASF) und einer Global City (Singapur) den Kenntnisstand zu dem Themenfeld zu bereichern.

Die Auswahl der Fallbeispiele der Dissertation erfolgte dabei sinnvollerweise aus pragmatischen Gründen, da der Bearbeiter vier Jahre im Marketingbereich der BASF in Singapur tätig war und damit über besondere interne Erfahrungen, die einem externen Wissenschaftler bisweilen fehlen, verfügt. Im ersten Abschnitt (S. 5-100) gibt der Verfasser eine Übersicht gegenwärtig diskutierter Aspekte der Globalisierungsdebatte. Er wählt dabei eine eigene, etwas vom üblichen Gliederungsschema (und der Literaturlage) abweichende Vorgehensweise und zeichnet ein facettenreiches, mit vielfältigen Materialien belegtes Bild der Elemente. Dabei werden sowohl interessante neue Aspekte (z.B. Telegeographie) benannt als auch Thesen zur weitergehenden Diskussion ('maritime Ausrichtung der Weltwirtschaft', S. 46; 'Aus Sicht der Globalisierung ist Regionalismus ein verheerendes Verhaltensmuster', S. 86) aufgeworfen. Weniger ausführlich werden aktuelle Ansätze zum Wandel des industriellen Produktionssystems behandelt, die für die Analyse des Fallbeispiels BASF einen möglichen Analyseansatz dargestellt hätten. Bedauerlicherweise erfolgt aus der allgemeinen Diskussion auch keine Ableitung von Fragen bzw. Hypothesen für die empirischen Teile. Teil II (S. 101-194) erläutert auf der Grundlage vielfältiger sonst schwer zugänglicher Materialien die internationale Organisation und Vernetzung von BASF. Damit gelingt eine Dokumentation über ein multinationales Unternehmen, die für weitere Untersuchungen eine wichtige Informationsquelle darstellen kann. Eine eigene vergleichende Interpretation oder der Bezug auf relevante wirtschaftsgeographische Arbeiten zur chemischen Industrie (z.B. von H. Bathelt) erfolgen weniger ausgeprägt. Teil III (S. 195-299) stellt die Fallstudie Singapur vor. In einer sorgfältigen Fleißarbeit hat der Verfasser Materialen und Informationen für das Fallbeispiel zu nahezu allen Merkmalen, die für Global Cities diskutiert werden, zusammengetragen. Auf dieser Basis entsteht ein umfangreiches Bild des Stadtstaates. Leider gelingt es dem Bearbeiter nicht vollständig, die sich eigentlich sinnvoll ergänzenden Abschnitte in Beziehung zueinander zu setzen. Dadurch bleibt der analytische Wert zur Bereicherung der wirtschaftsgeographischen Globalisierungsdebatte (wie eigentlich aufgrund des Titels der Arbeit zu erwarten wäre) gegenüber dem hohen Informationswert der Abschnitte der Arbeit zurück. Insgesamt liefert die Dissertation wichtige Erkenntnisse über die Globalisierung, über BASF und über Singapur; sie ist allen, die sich mit den jeweiligen Teilbereichen beschäftigen und hierzu Informationen benötigen, als Lektüre zu empfehlen.

Autor: Elmar Kulke

Quelle: Die Erde, 131. Jahrgang, 2000, Heft 1