Hannah Büttner: Wassermanagement und Ressourcenkonflikte. Eine empirische Untersuchung zu Wasserkrise und Water Harvesting in Indien aus der Perspektive sozialwissenschaftlicher Umweltforschung. Saarbrücken 2001 (Studien zur Geographischen Entwicklungsforschung 19). 324 S.

Hannah Büttner widmet sich in ihrer Dissertation dem Problem des Managements knapper Wasserressourcen und den damit verbundenen Konflikten. Am Beispiel der Wasserernte (Water Harvesting) im Distrikt Purulia in West Bengalen (Indien) untersucht sie Dynamik und Prozesse dezentralen Ressourcenmanagements durch lokale Institutionen (Community Management). Konzeptionell beruft sie sich auf drei Ansätze sozialwissenschaftlicher Umweltforschung, deren Relevanz und Grenzen sie kritisch beleuchtet.

Mit Hilfe der Allmendeforschung (Common Property Research) sollen die gegenwärtige Ressourcensituation (Regelungen, Nutzerverhalten) vor Ort erfasst und deren Effizienz und Probleme analysiert werden. Um politisch-ökonomische Kräfte und Zwänge angemessen zu berücksichtigen, zieht die Autorin zudem Fragestellungen der Politischen Ökologie (Political Ecology) heran. Damit beleuchtet sie die bei der Nutzung von Ressourcen so wichtigen Faktoren wie Machtverhältnisse, Verteilungskonflikte und Handlungsspielräume der beteiligten Akteure. Dynamik und mögliche Konfliktfelder der Beziehungen zwischen Mensch und Umwelt werden darüber hinaus durch den Ansatz der Umweltverfügungsrechte (Environmental Entitlements) fokussiert, womit die lokalen institutionellen Arrangements ins Blickfeld der Untersuchung rücken. Mit Hilfe dieser drei "Analyseinstrumente für verschiedene Reichweiten" entwickelt die Autorin eine fundierte theoretische Basis für ihre empirische Untersuchung. Eine knappe Darstellung der indischen Wasserpolitik und verschiedener Formen des Wassermanagements verdeutlicht die problematische Wassersituation: Denn trotz vielfältiger und effizienter Methoden der Wasserernte und -bewirtschaftung nimmt der Druck auf die Wasserressourcen angesichts der steigenden Anzahl von Wassernutzern stetig zu, was mit einer Gefährdung der Lebenssicherheit der lokalen Bevölkerung sowie mit Verteilungskonflikten auf unterschiedlichen gesellschaftlichen und politischen Ebenen verbunden ist. Als zentrales Problem benennt Büttner die staatliche Wasserpolitik. Die Übernahme der Wasserversorgung durch den Staat führe zu einer Entmündigung lokaler Wassernutzer, die folglich als Empfänger staatlicher Leistungen ihre Eigenverantwortung vernachlässigten. Im empirischen Teil der Arbeit werden am konkreten Fallbeispiel der in West-Bengalen weit verbreiteten Praxis der Wasserernte durch Stauteiche die eingangs aufgeworfenen zentralen Aspekte wieder aufgegriffen. Die Autorin schildert detailliert und kenntnisreich die Handlungsspielräume und Interessen der Akteure, zeigt gesellschaftliche Widersprüche und Spannungsfelder, Potenziale und Konflikte auf und erläutert die Rolle lokaler Institutionen. Neben der Auswertung und Zusammenführung der Ergebnisse präsentiert sie als Fazit ihrer Erkenntnisse eine Handlungsempfehlung für die indischen Akteure und plädiert - durchaus plausibel, wenn auch wenig überraschend - für die Einbeziehung lokaler Akteure und die Berücksichtigung lokaler Verhältnisse bei der künftigen Gestaltung von Community Management. Die Arbeit von Hannah Büttner zeichnet sich durch einen klaren strukturellen Aufbau und Analyserahmen aus, in dem die Anwendung der Theorien gut begründet sowie der empirische Forschungsprozess ausführlich dokumentiert und offen gelegt werden. Positiv ist zudem die gute Lesbarkeit zu vermerken. Zahlreiche Grafiken, Fotos und Karten komplettieren diese gelungene Arbeit.

Autor: Matthias Schmidt

Quelle: Die Erde, 134. Jahrgang, 2003, Heft 2, S. 212-213