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Kategorie: Rezensionen

Norman Backhaus: Globalisierung. Braunschweig 2009. 318 S.

Der in der Reihe „Das Geographische Seminar“ im Westermann-Verlag erschienene Band „Globalisierung“ von Norman Backhaus gibt einen Überblick über die verschiedenen Aspekte des komplexen und vielschichtigen Themas der Globalisierung. Backhaus versucht in acht Kapiteln sich dem Phänomen der Globalisierung von verschiedenen Seiten aus zu nähern.

Zunächst erarbeitet er in den ersten drei Kapiteln Definitionen, Funktionsweise und die Entwicklung der Globalisierung im Wandel der Zeit. Dabei holt er weit aus, indem er beispielsweise den technologischen Fortschritt, der für die Globalisierung notwendig war, anhand der fünf Kondratjew-Zyklen erklärt. Auch die Entwicklungvon Kommunikations- und Verkehrsmitteln wird für einen Band, der derart auf Globalisierung spezialisiert ist, sehr ausführlich erläutert. Auf diese Weise wird der Band jedoch auch für interessierte Laien verständlich und leicht lesbar. Die folgenden fünf Kapitel beziehen

sich auf die letzten zwanzig Jahre im Entwicklungsprozess der Globalisierung. In diesen fünf Kapiteln nimmt die Komplexität des Themas zu. Vor allem der Bedeutung der Globalisierung aus wirtschaftlicher Sicht (Kapitel 4 „Das Feld der Ökonomie“) wird viel Platz eingeräumt. Dabei ist die globalisierungskritische Stimme des Autors deutlich hörbar. Die Folgen der Globalisierung aus wirtschaftlicher Sicht werden durch Beispiele verschiedener staatenübergreifender Wirtschaftskrisen veranschaulicht und somit verständlich gemacht. Des Weiteren sorgen „Beschäftigungsmodelle der Zukunft“, „Weltsystemtheorie“ sowie das „Konzept der Weltgesellschaft“ für Diskussionsmaterial, wodurch der Anspruch des Bandes als Lehrbuch über das bloße Vermitteln von Fakten hinausgeht. Neben Wirtschaft werden Kultur und Nationalstaaten als die wichtigsten Felder der Globalisierung besprochen und verschiedene Zukunftsszenarien diskutiert. Die Komplexität des Themas spiegelt sich auch in der Gliederung des Bandes wieder. Man hat es mit vielen Unterkapiteln zu tun, was wohl der Strukturierung des Themas dienen soll. An einigen Stellen scheint dieses Vorhaben jedoch etwas übertrieben, manche Unterkapitel hätten sehr wohl auch zusammengefasst werden können. Das Buch gewinnt durch seine anschauliche Aufmachung mit vielen farbigen Abbildungen, die allerdings vor allem Anschauungscharakter haben und weniger für das Verständnis des jeweiligen Kapitels notwendig sind. Des Weiteren folgt jedem Unterkapitel ein Fazit, welches die wichtigsten Informationen sehr verständlich zusammenfasst. Dies erlaubt dem Leser auch, ein Kapitel zu überspringen, und ermöglicht bzw. erleichtert das „Querlesen“. Allerdings fällt dabei auf, dass einige Punkte des jeweiligen Kapitels nicht mehr im Fazit aufgeführt werden. Ebenfalls am Ende jedes Unterkapitels sind Standardwerke zum jeweiligen Thema „zum Einlesen“ aufgeführt. Sie entsprechen teilweise den im Text zitierten Quellen.

Jedes Werk wird mit einem Satz zum Inhalt versehen, was ein vertiefendes Selbststudium erleichtert und effizienter macht.In farbigen Kästen bietet Backhaus Exkurse, die die Alltagsnähe des Themas verdeutlichen, weitere Aspekte aufzeigen oder Beispiele zum bevor Besprochenen erläutern. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass Backhaus mit diesem Band ein Übersichtswerk für Studierende und interessierte Laien geschaffen hat. Im Studium etwas weiter fortgeschrittene Studierende dürfen jedoch das eine oder andere Unterkapitel als Basiswissen der Stadt- und Wirtschaftsgeographie getrost überblättern. Bei dem Band handelt es sich um eine Mischung von notwendigem Basiswissen vor allem der Wirtschaftsgeographie, wertvollem Wissen zur Globalisierungstheorie sowie Beispielen und Zukunftsszenarien zu Folgen der Globalisierung in wirtschaftlicher, kultureller und ökologischer Hinsicht.
Irina Rabenseifner


Quelle: Die Erde, 141. Jahrgang, 2010, Heft 1-2, S. 167-168

 

vgl. auch die Rezension von H.-D. von Frieling

 

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