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Kategorie: Rezensionen

Joachim Burdack, Günter Herfert, Robert Rudolph (Hg.): Europäische metropolitane Peripherien. Leipzig 2005 (Beiträge zur Regionalen Geographie 61). 264 S.

Peripherien europäischer Metropolen befinden sich in einem dramatischen Wandel. Zuvor suburbane Komplementärräume der Stadtzentren oder Standorte flächengreifender Industrien, übernehmen sie heute zunehmend "zentrale" Funktionen in Handel und Dienstleistung, beherbergen Erlebnisparks, Business- und Office-Centres; und viele der neuen "flagship"-Entwicklungen, also urbane Großprojekte finden sich in ehemals peripheren Lagen.

Mit dem Sammelband legt die Leipziger Forschergruppe um Joachim Burdack die Ergebnisse eines DFG-Projektes vor, das dieser Thematik gewidmet war. Dabei stellte sich den beteiligten Wissenschaftlern aus Deutschland, den Niederlanden und Ungarn dasselbe Problem, das zur selben Zeit auch in internationalen Projekten des 5. RP (COMET) oder der COST Aktion C 10 diskutiert wurde, nämlich das Problem, dass der als Peripherie bezeichnete Untersuchungsraum gerade den Bedeutungsgehalt des Präfixes "peripher" immer mehr verliert. Das DFG-Projekt fand eine sehr pragmatische Lösung, in dem es die Untersuchung auf drei Ebenen anlegt, der äußeren Stadtregion, neuen ökonomischen Polen innerhalb der FUR (functional urban region) und neuen Wachstumsstandorten. Dabei wurde exemplarisch gearbeitet, und zwar in den Agglomerationen von Berlin, Budapest, Moskau, Paris und Randstad-Holland, und in ebendiesen metropolitanen Räumen wurden dann die ebenfalls exemplarisch analysierten neuen ökonomischen Pole und die Restrukturierungspole ausgewählt. Mit dem Sammelband legt das Leipziger Team Ergebnisse vor, die schon deshalb die weitere Forschung befruchten werden, weil sich weitere Forschergruppen in internationalen Konsortien, die transdisziplinär zusammengesetzt sind und somit Praktiker einschließen, mit derselben Thematik befassen. So bleiben nach der Lektüre drei Ansatzpunkte für eine Kritik des Leipziger Ansatzes: der fehlende Austausch mit den internationalen Projekten, die fehlende Inkorporation der "local authorities", "end-user" und "practitioners" sowie die - DFG-Projekten häufig innewohnende - lokale Perspektive, aus der auf andere Räume - im vorliegenden Fall Moskau, Paris und Madrid - geschlossen wird.

Autor: Axel Borsdorf

Quelle: Die Erde, 136. Jahrgang, 2005, Heft 2, S. 310-311