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Kategorie: Rezensionen

Günther Schönfelder et al.: Bitterfeld und das Untere Muldetal. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Bitterfeld, Wolfen, Jeßnitz (Anhalt), Raguhn, Gräfenhainichen und Brehna. Köln, Weimar, Wien 2004. 367 S.

Olaf Bastian et al.: Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Lohsa, Klitten, Großdubrau und Baruth. Köln, Weimar, Wien 2005. 452 S.

Die zwei schwergewichtigen Bände - Nachfolger der alten Reihe "Werte der Heimat" -, die mit neuem Reihentitel und unter Obhut der Sächsischen Akademie und des Leibniz-Instituts für Länderkunde glücklicherweise weitergeführt wird, legen im guten Sinne landeskundliches Material vor. Seit es die "Landkreisbeschreibungen" nicht mehr gibt, fehlt es an landeskundlicher Dokumention, die in einer Zeit raschen Kulturlandschaftswandels notwendiger denn je ist. Da sich manche Entwicklungen und auch Planungen nur verstehen und vornehmen lassen, wenn man sie auf die Zeitachse setzt, kommt solcher Art Dokumention nicht nur ein hoher historischer, sondern auch ein entschieden praktischer Wert zu.

Die Bände weisen einen ähnlichen Aufbau auf: Nach dem landeskundlichen Überblick folgen längere Kapitel zu "Naturraum und Landschaft" und "Geschichte und Raumstruktur" bzw. auch "Kulturraum". In dem Band über die Oberlausitz wird dann speziell der "Kultur und Sprachraum" hervorgehoben, im Band über Bitterfeld und Muldetal "Wirtschaft und Umwelt" - in beiden Fällen Raumcharakteristika, die das Besondere ausmachen, also einerseits die sorbische Kultur und andererseits der Braunkohlenbergbau. Diese Inhalte machen in beiden Bände etwa ein Drittel des Umfangs aus. Es schließt sich dann ein sehr umfangreicher Teil mit der etwas dürren Überschrift "Einzeldarstellungen" an (die bei Folgebänden etwas kreativer formuliert werden sollte, denn die "Einzeldarstellungen" sind ein ganz zentraler und für den Nutzer wichtiger Inhaltsbestandteil). Dahinter verbergen sich sehr genaue Lokalitätsbeschreibungen mit natur- und kulturlandschaftlichen Sachverhalten, die z.T. durch zusätzliche Karten, Bilder, Grafiken etc. dokumentiert und erläutert werden. Umfangreiche Anhänge bringen Statistiken, Zeittafeln, Naturraumchrakterisierungen in Tabellen etc. Die "Einzeldarstellungen" sind mit Buchstaben-Ziffern-Kombinationen versehen, die sich in kleinen, aber sehr inhaltsreichen und ästhetisch hervorragend gestalteten Karten wiederfinden. Der Nutzwert der Bände ist außerordentlich hoch: Es ist einmal die Dokumentation, die zählt. Damit sind nicht nur die allgemeinen Teile, sondern auch die "Einzeldarstellungen" gemeint. Das ist im guten Sinne Quellenmaterial, auf das Planung, Natur- und Umweltschutz, aber auch die Lehrerschaft unbedingt zurückgreifen sollte. Es werden auch Vorschläge für landeskundliche Exkursionen gemacht, die man natürlich - Dank der "Einzeldarstellungen" - modifizieren oder sich völlig neu strukturieren kann. So gesehen sind einmal mehr die Lehrerschaft, aber auch die Hochschulen und alle landeskundlich interessierten Personen angesprochen, sich "draußen" selber ein Bild dieser beiden "Räume im Wandel" zu machen. Es wäre vermessen, auf Details einzugehen, denn die Bände sind von einer außerordentlichen Fülle, die durch diverse Verzeichnisse (Personennamen, Geographische Namen, Sachwörter) erschlossen werden kann. Wer den Versuch unternimmt, über diese Verzeichnisse zu den Inhalten zu gelangen, wird immer wieder über die Vielfalt der Sachangaben erstaunt sein und sich irgendwo festlesen. Für hohen Qualitätsstandard sorgen kompetente Herausgeber und Autoren - alles intime Kenner der dargestellten Räume. Einen Wunsch hat der Rezensent anzubringen: Eine kleinmaßstäbliche schwarzweiße Übersichtskarte (im Satzspiegelformat) sollte die Lage des in der Farbkartenbeilage dargestellten Ausschnittes zeigen - sozusagen als großräumige Einordnung. Ansonsten sind Herausgeber, Autoren und der Verlag zu wirklich guten Büchern zu beglückwünschen, die auch äußerlich Qualitätsbewusstsein zeigen (Einband, Papier, Druck, Farbe), das man im Zeichen einer sinkenden Buchkultur immer mehr vermisst. Zu wünschen ist, dass möglichst viele landeskundliche Laien zu den an sich auch preiswerten Bänden greifen. In der jeweiligen Region gehören die Bände in das Buchregal einer jeden Lehrperson, die sich mit Geschichte, Landschaft, Geographie, Umwelt und Wirtschaft beschäftigt.

Autor: Hartmut Leser

Quelle: Die Erde, 136. Jahrgang, 2005, Heft 3, S. 312