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Kategorie: Rezensionen

Dietmar Kuegler: Wagenspur nach Westen. Das Abenteuer der Besiedlung Nordamerikas. Wyk auf Foehr 2012. 138 S.

Die vorliegende kompakte Zusammenfassung von der oftmals in der Literatur verklärt dargestellten Eroberung des "Wilden Westens" behandelt alle wichtigen Ereignisse und Zusammenhänge im Kontext der im Untertitel genannten Thematik. Viel ist dem an der nordamerikanischen Geschichte Interessierten bereits bekannt - sollte man meinen. Aber der aufmerksame Leser wird eines Besseren belehrt, wenn er dieses Buch des Verlegers und Autors einer Vielzahl von einschlägigen Publikationen, Dietmar Kuegler, zur Hand nimmt.

Es werden Details, ebenso wie nicht immer sogleich zu erkennende Zusammenhänge von historischen Prozessen, die die Eroberung des "Wilden Westens" im Norden Amerikas mitbrachte, geschildert. Und dies in auch für den nicht unbedingt mit den hier behandelten Themenspektrum vertrauten Leser leicht verständlicher Schreibweise. Auch die mit den Publikationen von Kuegler vertrauten Leser finden eine Vielzahl von neuen historischen Abbildungen, ergänzt durch ebenso viele neue Farbfotographien, die der Verfasser auf seinen Reisen auf historischen Spuren durch Nordamerika angefertigt hat.

In der Einführung zu seinem Buch umreißt Kuegler die Bedeutung seines in hervorragender Weise populär vermittelten, jedoch streng auf wissenschaftlicher Objektivität ausgerichteten Anliegens: "Der amerikanische Westen in Mythos, Legende und Realität zugleich. Er war die Bühne für ein dramatisches Stück Weltgeschichte, für überwältigende menschliche Leistungen und für Barbarei. Im stürmischen Zug nach Westen formte sich die amerikanische Nation. Fortschritt und Hinterwald gingen eine Symbiose ein, die zu ungeahnter Stärke wurde" (S. 5).

Seinen hervorragend gestalteten Bild-Text-Band hat der Verfasser in fünf Komplexe gegliedert. Im ersten werde drei "Entdecker-Taten" näher vorgestellt, die wesentlich zur geographischen Erschließung des nordamerikanischen Kontinents beitrugen: Die Lewis- & Clark-Expedition, Johann J. Astor als Beispiel für die Leistungen der Pelzhandelsunternehmen und der mit ihnen zusammen arbeitenden Trapper. John C. Fremont und seine Leistungen als Entdecker, die er als Pfadfinder vollbrachte, werden sodann in einem eigenen Kapitel thematisiert.

In dem Kapitel über Astor wurde bereits die Rolle, die der Pelzhandel für die Erschließung Nordamerikas besaß, ausführlicher exemplarisch vorgestellt. In dem eigenen Komplex über den "Handel" wird die Bedeutung von geographischen Räumen, exemplarisch dargelegt durch die Geschichte der Handelsposten Fort Union, des Santa Fé Trails sowie von Ben's Old Fort, vorgestellt und mit spannenden Fakten unterlegt.

Ähnlich geht Kuegler im Komplex "Militär" vor. Auch hier wird an drei Fallbeispielen, nämlich Fort Laramie, Fort Abraham Lincoln und Fort Davis in Texas, die Bedeutung militärischen Handelns für die Eroberung der westlichen Territorien der USA erläutert. Schon in den Kapiteln dieses Teils wird der Leser auf die Rolle der militärischen Auseinandersetzungen der US-Army mit der indianischen Urbevölkerung bei der territorialen Westexpansion aufmerksam gemacht. Eine Thematik ohne Ende und ohne Nachlassen des Interesses!

Vier Beispiele zu diesem historischen Ereignis hat sich der Verfasser herausgesucht - und wie wir es von ihm gewohnt sind, kompetent erläutert. Wenn auch schon in den anderen behandelten Kapiteln dies unübersehbar war, so merkt der aufmerksame Leser spätestens jetzt, dass der Verfasser aus seinem schon oftmals unter Beweis gestellten gewaltigen Wissen über die nordamerikanische Besiedlungsgeschichte schöpft. Er bietet hier ein Kompendium seiner einschlägigen Kenntnisse: Die Abwehrkämpfe der Apachen, den Widerstand der weniger bekannten Pueblo-Indianer sowie der Plainsindianer am Beispiel des Sand Creek-Massakers sowie den Lebensweg und Widerstand von Sitting Bull.

Mit dem Brechen des indianischen Widerstandes - so wird in dem Buch deutlich - war ja noch nicht der "Wilde Westen" befriedet. So wird das Buch mit vier Kapiteln über die Probleme jener Zeit beschlossen. Dazu gehören die Eisenbahnüberfälle im amerikanischen Westen sowie die Schilderungen des Lebens und der Taten von Billy the Kid und Buffalo Bill Cody.

Wenn sich wohl auch so mancher Leser ein Literaturverzeichnis gewünscht hätte, so kann doch die Schlussfolgerung gezogen werden, dass es sich hier um ein Buch handelt, welches vor dem Hintergrund des aktuellen Forschungsstandes Wissen über ein Kapitel US-amerikanischer Geschichte allgemeinverständlich vermittelt, das nicht nur Bedeutung für die nordamerikanische Geschichte hatte, sondern auch in einer globalisierten Welt Auswirkungen auf das heutige Weltgeschehen hat. Denn die Mentalität der US-Amerikaner wurde im "Wilden Westen" geprägt. Ihr damals entstandenes Sendungsbewusstsein versuchen sie auch heute noch - nicht immer zum Segen der Menschheit - zu demonstrieren. Wie die Grundlagen dafür geschaffen wurden, zeigt Dietmar Kuegler in beeindruckender Weise auf.

Ulrich van der Heyden

 

Zitierweise:  
Ulrich van der Heyden 2012: Rezension von: Dietmar Kuegler: Wagenspur nach Westen. Das Abenteuer der Besiedlung Nordamerikas. Wyk auf Foehr 2012.  In: http://www.raumnachrichten.de/rezensionen/1581-dietmar-kuegler-wagenspur-nach-westen


 
Anschrift des Verfassers:
PD Dr. Dr. Ulrich van der Heyden
Humboldt-Universität zu Berlin
Theologische Fakultät
Seminar für Religions- und Missionswissenschaften
Unter den Linden 6
Sitz: Invalidenstraße 110
D-10099 Berlin

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