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Kategorie: Rezensionen

Karl Ernst Behre: Landschaftsgeschichte Norddeutschlands – Umwelt und Siedlung von der Steinzeit bis zur Gegenwart. Neumünster 2008. 308 S.

In der vorgelegten Gesamtschau der Kulturlandschaftsentwicklung Norddeutschlands stellt der Autor übersichtlich die anthropogenen Veränderungen und ihre ökologischen Folgen für den gesamten Zeitraum der Besiedlungsgeschichte vor. Die Überblicksarbeit versteht sich dabei als Integral von Arbeiten verschiedener Fachdisziplinen, so dass weder eine ausschließliche natur- noch siedlungsgeschichtliche Chronologie vorgelegt wird.

Einleitend wird die Naturraumentwicklung Norddeutschlands, das den Raum nördlich der Mittelgebirge zwischen Rhein und Oder einnimmt, hinsichtlich Alt- und Jungmoränengebiet, Nord-und Ostseeküste und der Moorgebiete differenziert und dieser Teil durch einen kurzen Exkurs zur regionalen Vegetationsgeschichte ergänzt. Diese Dreigliederung wird auch im nachfolgenden, die Hälfte des Buches ausfüllenden Teil zur Kulturlandschafts- und Siedlungsgeschichte beibehalten, wobei den wesentlichen Kulturstufen und historischen Epochen den Rahmen für die weitergehende Untergliederung in Teilkapitel bieten. Eine Übersicht der landschaftsgebundenen Wirtschaftsformen Moorkultivierung, Waldwirtschaft, Geschichte des Ackerbaus und landschaftsprägende Industrien wird durch anschauliche Beispiele aus Norddeutschland bzw. Regionen, wo diese heute noch idealtypisch praktiziert werden, vorgestellt. Eine knapp sechsseitige Zusammenfassung der Inhalte des Buches verdient Erwähnung, da der Autor keine Flucht in Detaildokumentationen riskiert, sondern dem Überblicksanspruch des Konzeptes voll gerecht wird. Eine Gliederung der ausgewerteten Literatur nach den Hauptkapiteln des Werkes und die ausdrückliche Kennzeichnung übergreifenden Werken bietet insbesondere dem thematisch oder regionalen Neuling einen hilfreichen Einstieg zum weiterführenden Studium. Vor dem Hintergrund der knapp 40jährigen Tätigkeit des Autors am Niedersächsischen Institut für historische Küstenforschung in Wilhelmshaven überrascht es nicht, dass die Behandlung des westlichen Teils Norddeutschlands gegenüber den anderen Teilregionen etwas intensiver geraten ist, ohne dass diese jedoch zu kurz kommen.

Hervorzuheben ist die gelungene klare Struktur der Darstellung und die anschaulichen Illustrationen und Photos, die Interesse wecken, insbesondere auch für motivierte Laien. In einigen Abschnitten erleichtern Grundvorstellungen zur Thematik die gut lesbaren und flüssig formulierten, im wissenschaftlichen Stil verfassten Ausführungen sind jedoch nicht Voraussetzung zum Verständnis der Zusammenhänge. Hier hätte ein Glossar ergänzt werden können, ohne Volumen und letztendlich den Preis über Gebühr zu strapazieren. Bedauerlich ist auch, dass sich ein umfangreiches Sach- und Ortregister nur als pdf-Download auf der Homepage des Verlages findet (http://www.wachholtz.de/fileadmin/media/downloads/Orts-und_Sachregister.pdf ; 28. Okt. 2009), jedoch vom Leser selbst als lose eingelegte Seiten ergänzt werden muss. Trotz dieser kleinen Mankos ist das Werk sehr empfehlenswert und erleichtert durch den günstigen Preis die Anschaffung des attraktiv ausgestatten Buches.
Jürgen Herget, Bonn

Berichte zur deutschen Landeskunde, Bd. 84, H.1, 2010, S. 89

 

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