Grundriß der Landes- und Regionalplanung/Akademie für Raumforschung und Landesplanung. Hannover 1999. 404 S.

Die Akademie für Raumforschung und Landesplanung hat bereits in den Jahren 1982 und 1983 den "Grundriß der Raumordnung" und den "Grundriß der Stadtplanung" veröffentlicht. Bezüglich der Landes- und Regionalplanung bestand bisher eine schmerzliche Lücke, die jetzt mit dem Grundriß der Landes- und Regionalplanung zu einem Zeitpunkt geschlossen wird, zu dem die beiden bisherigen Bände bereits in erheblichem Maße aktualisierungsbedürftig sind (woran die Akademie auch bereits arbeitet). Die Materie der Landes- und Regionalplanung ist im Laufe der vergangenen 40 Jahre - die meisten Landesplanungsgesetze der westlichen Bundesländer wurden zu Beginn der 60er Jahre erlassen - derart vielschichtig und komplex geworden, daß sie von einzelnen Autoren unmöglich in der im vorliegenden Band angestrebten Tiefe abgedeckt werden kann. Die Akademie hat deshalb das bewährte Verfahren gewählt, daß ein Redaktionsausschuß unter maßgeblicher Beteiligung der Kollegen DIETRICH FÜRST (Volkswirt), HANS KISTENMACHER (Städtebauer), GOTTFRIED SCHMITZ (Volkswirt) und des leider viel zu früh verstorbenen DIETHARD OSMENDA (Geograph) Aufbau und Gliederung des Kompendiums entwickelt hat. Aus dem Mitgliederkreis der Akademie für Raumforschung und Landesplanung haben sich sodann für die jeweiligen Kapitel besonders kompetente Kolleginnen und Kollegen bereit erklärt, die Textentwürfe anzufertigen, die im Redaktionsausschuß konstruktiv-kritisch aufeinander abgestimmt worden sind. Das Ergebnis ist überzeugend.
Kapitel 1 über die Entwicklung und Ausgangsbedingungen der Landes- und Regionalplanung zeichnet sich insbesondere dadurch aus, daß auch die Territorialplanung der DDR systematisch in die Darstellung einbezogen worden ist. Zudem sind in diesem Kapitel auch die raumstrukturellen und rechtlichen Rahmenbedingungen dargestellt. Kapitel 2 widmet sich den Aufgaben der Landes- und Regionalplanung. Dabei werden sowohl diese Aufgaben in den Gesamtrahmen der öffentlichen Aufgaben gestellt als auch die europäischen Bezüge räumlicher Planung in grenzüberschreitender Arbeitsweise erfaßt. Kapitel 3 greift die Grundkonzeptionen und planerischen Elemente der Landes- und Regionalplanung auf. Zudem werden hier die Anforderungen, die sich den Planern und Planerinnen im Planungsprozeß stellen, präzisiert. Das 4. Kapitel stellt die zur Verfügung stehenden Instrumente in den Mittelpunkt. Hier geht es um die Raumordnungspläne auf Landesebene und die Regionalpläne sowie die Instrumente zur Sicherung und Verwirklichung der Landes- und Regionalplanung wie Raumordnungsverfahren, Zielabweichungsverfahren und andere Abstimmungsinstrumente.
Das 5. Kapitel setzt sich mit dem Spannungsfeld zwischen Landes- und Regionalplanung einerseits und weiteren relevanten Akteuren bei der Umsetzung der Konzepte und Pläne auseinander. Dies sind die kommunale Bauleitplanung sowie die ihrerseits hierarchisch strukturierten Fachplanungen. Zudem enthält Kapitel 5 eine sehr lesenswerte Darstellung der aktuellen Kooperationsstrategien, die in dem genannten Spannungsfeld im letzten Jahrzehnt neu entwickelt worden sind (Information, Beratung und Moderation als Eckpfeiler des Selbstverständnisses der Landes- und Regionalplanung). Die informellen Planwerke der Landes- und Regionalplanung werden vorgestellt. Im 6. Kapitel geht es um Akteure, Organisation und Ausbildungsfragen auf dem Feld der Landes- und Regionalplanung. Das 7. Kapitel beschließt die Darstellung mit einer selbstkritischen Präzisierung der offenen Fragen zur zukünftigen Ausgestaltung der Landes- und Regionalplanung.
Insgesamt ist ein in jeder Hinsicht zuverlässiges und "rundes" Werk entstanden. Seine Lektüre ist für alle an Fragen der Raumplanung Interessierten dringend zu empfehlen. In der Ausbildung stellt es eine unschätzbare Hilfe dar.
Autor: Götz von Rohr

Quelle: Erdkunde, 54. Jahrgang, 2000, Heft 4, S. 381-382