Jürgen Aring: Suburbia - Postsuburbia - Zwischenstadt: die jüngere Wohnsiedlungsentwicklung im Umland der großen Städte Westdeutschlands und Folgerungen für die Regionale Planung und Steuerung. (Arbeitsmaterial der Akademie für Raumforschung und Landesplanung, Nr. 262). 125 S.

Aus seinem reichhaltigen Erfahrungsschatz als Politikberater kann JÜRGEN ARING in seiner Dissertation über die jüngeren Entwicklungen am Stadtrand der westdeutschen Großstädte schöpfen. Die ausgesprochen lesenswerte Arbeit ist jetzt in der Schriftenreihe der Akadamie für Raumforschung und Landesplanung an geeigneter Stelle erschienen. ARING greift aus der aktuellen Debatte über den Stadtrand die Wohnsiedlungsentwicklung heraus und stellt Trends, Hintergründe und Ursachen dar, um aus dieser Analyse heraus Schlußfolgerungen für eine "neue", verbesserte Regionalplanung im Umland der größeren Städte Westdeutschlands zu ziehen. Nach ARINGs Einschätzung haben sich die Entscheidungsträger der Stadtentwicklung in den letzten Jahren viel zu sehr auf den Bestand in unseren Städten konzentriert und die rasanten Entwicklungen am Rand bzw. im Umland der Städte vernachlässigt. Eine reine Abwehrhaltung gegen dieses Wachstum der Städte an ihrem Rand sei nicht erfolgreich. Den individuellen Wohnflächenzuwachs als Folge von demographischen Alterungsprozessen und steigendem Wohlstand hält er für nicht beeinflußbar. Vielmehr geht es ARING darum, unter diesen Voraussetzungen die Gestaltungsmöglichkeiten am Stadtrand herauszuarbeiten. Bei steigenden Bodenpreisen werden hier im Umland Wohnungen zunehmend in Achsenzwischenräumen oder der weiteren Peripherie gebaut, in denen sie planerisch nicht erwünscht sind ("Aufblähung der Siedlungsstruktur"). Beleg für seine Aussagen sind eine allgemein-theoretische Aufarbeitung der aktuellen Umlandentwicklung sowie eigene eindrucksvolle empirische Untersuchungen im Umland von Dortmund, München und Stuttgart. Da die Bodenpreise als eine wesentliche Steuerungsgröße der Umlandentwicklung dargestellt werden, hätte sich der Rezensent noch eine Beschäftigung mit den "Subventionen" der Umlandentwicklung (Eigenheimförderung oder Kilometerpauschale) gewünscht, die nur knapp im Schlußkapitel angedeutet werden. Diskutiert JÜRGEN ARING in den ersten Kapiteln ansonsten alle Argumente in ausgewogener Form und sind seine eigenen Wertungen nur zwischen den Zeilen zu lesen, so findet sich nach einem analytischen Schlußteil am Ende der Arbeit ein deutliches Plädoyer für eine offensivere Flächenangebotspolitik im Wohnungsmarkt des Stadtumlandes, die aber in einen modernisierten regionalen Kontext eingebettet sein muß. Nur eine regional abgestimmte Angebotspolitik kann nach seiner Meinung Verbesserungen bringen. Dazu ist es erforderlich, die Region als Handlungsebene zu stärken und die Regionalplanung zu modernisieren. Für alle Nicht-Geographen und Geographen, die an einer breiten und gründlichen Aufarbeitung der jüngeren Stadt-Umland-Prozesse in Deutschland interessiert sind, ist diese Arbeit eine ausgesprochen lesenswerte und bereichernde Lektüre, die darüber hinaus auch einen Einblick in die Problem- und Fragestellungen sowie Arbeitsweisen gibt, mit denen sich ein Diplom-Geograph als Politikberater im beruflichen Alltag bewähren muß.
Autor: Claus-C. Wiegandt

Quelle: Erdkunde, 55. Jahrgang, 2001, Heft 1, S. 100