Florian Dünckmann: Naturschutz und kleinbäuerliche Landnutzung im Rahmen Nachhaltiger Entwicklung. Untersuchungen zu regionalen und lokalen Auswirkungen von umweltpolitischen Maßnahmen im Vale do Riberia, Brasilien. Kiel 1999 (Kieler geographische Schriften, Band 101). 294 S.

Die Kieler Dissertation ist im Rahmen des DFG Programms "Mensch und globale Umweltveränderungen" entstanden. Sie ergänzt die mit etwas anderem Schwerpunkt angefertigte Arbeit von RAINER WEHRHAHN und vertieft die Auseinandersetzung mit dem Konfliktfeld Menschliche Nutzung versus Naturschutz in Brasilien. Was bedeuten Maßnahmen des Umweltschutzes (hier: Regenwaldschutz) für die Überlebensstrategien von Menschen, deren Existenz von der Nutzung der natürlichen Ressourcen abhängt? Und wie kann man die gegensätzlichen Interessen nachhaltig in Einklang bringen? Diesen spannenden Fragen geht der Autor mit großer Sorgfalt und der nötigen Sensibilität nach.
Den theoretischen Rahmen bieten die Leitideen von Nachhaltiger Entwicklung, Tragfähigkeit, Armut, Umweltökonomie, Naturschutz und Partizipation. Räumliche Dimensionen bilden die staatliche und die regionale Ebene sowie lokale Fallstudien. Nach einer Zeit, in der Naturschutz in Brasilien eher eine Alibifunktion hatte, wurden in den 80er Jahren immer bessere rechtliche Instrumente entwickelt, die jedoch immer noch nicht rigide umgesetzt werden. Finanzielle Probleme, Konflikte mit der Bevölkerung, mangelnde Kontrolle, regional unangepaßte Bestimmungen, Auswegsstrategien der Landwirte und juristische Schwierigkeiten sind dafür ausschlaggebend.
Am Beispiel einer unterentwickelten Region im Süden von São Paulo, dem Vale do Ribeira, in dem noch 60% des Küstenregenwaldes des Bundesstaates erhalten sind, kann der Autor die Problematik eingehend darstellen. Fünf Fallstudien (Traditionelle Siedlung, ungelenkte Landnahme, ökologische Station, Ansiedlungsprojekt, junge Rodung) zeigen die unterschiedlichen Auswirkungen des Naturschutzes aus Landnutzung, Gesellschaft und Wirtschaft. Solange Naturschutz und Landnutzung nicht in Einklang gebracht werden können, wird sich Nachhaltigkeit nicht einstellen. Der Autor formuliert hierzu Lösungsvorschläge, die jedoch nicht wirklich neu sind. Aber das konnte auch kaum erwartet werden.
Die Untersuchung ist mit Farbkarten und guten Graphiken ausgestattet, stützt sich auf bewährte Methoden und setzt die solide Tradition der Kieler Lateinamerikaforschung fort.
Autor: Axel Borsdorf

Quelle: Erdkunde, 55. Jahrgang, 2001, Heft 3, S. 299-300