Drucken
Kategorie: Rezensionen

Annette Krus-Bonazza: Einwanderer im Ruhrgebiet: 1945-1995. Erfurt 2000. 127 S.

21 Angehörige unterschiedlicher Immigrantengruppen, die nach 1945 in das Ruhrgebiet einwanderten, erzählen in diesem Buch über ihr persönliches Schicksal. Aufgeteilt nach unterschiedlichen Einwanderergruppen präsentiert die Autorin in zehn Kapiteln Zitate aus einer Reihe von Interviews und reichert sie mit teilweise privaten Fotos an. Diese Präsentation wird durch ein kurzes Vorwort sowie durch eine Seite Literaturnachweise eingerahmt.
Der Sutton-Verlag, spezialisiert auf Alltags- und Regionalgeschichte, legt mit dieser Veröffentlichung eine erste Darstellung von Immigrantenbiographien im Rahmen der Reihe "Erzählte Geschichte" vor. Die übrigen Veröffentlichungen in dieser Reihe konzentrieren sich auf regionalgeschichtliche Darstellungen. Zwei weitere Bände aus dieser Reihe ("Russlanddeutsche Erinnerungen" - veröffentlicht 2001 und "Zwangsarbeit in Berlin 1940-1945" - veröffentlicht 2000) gehören mit ihren Themen im weiteren Sinne ebenfalls in diesen migrationshistorischen Kontext.
Die Autorin, die bereits andere regionalhistorische Publikationen zum Ruhrgebiet vorlegte, bietet dem Leser in jedem Kapitel eine Reihe von längeren Interviewzitaten aus ihren Gesprächen mit Zuwanderern, die sie mit einer kurzen Kapiteleinführung einleitet. Das Buch ist somit insbesondere für solche Leser gedacht, die sich über eine Textauswahl aus biographischen Interviews mit Immigranten einen Eindruck von der Zuwanderungssituation im Ruhrgebiet der Nachkriegszeit verschaffen wollen. Die Veröffentlichung dient also vor allem als Lesebuch.
Allerdings bleibt das Bedürfnis nach weiteren Informationen unbefriedigt. Die mit etwa einer halben Seite allzu kurzen Kapiteleinführungen bieten keinen Einblick in den migrationshistorischen Kontext und verweisen auch nicht auf weiterführende Informationen. Die am Ende publizierte Liste von Literatur zur Einwanderung ist mit zwölf bibliographischen Angaben ebenfalls deutlich zu knapp ausgefallen und führt zudem überwiegend auch noch eher schwierig zu beschaffende Aufsatzliteratur auf. Es fehlen also letztlich wichtige Bestandteile von Lesebüchern: eine thematisch umfassende Einführung in das Thema sowie ausreichende Hinweise zum Weiterlesen.
Autor: Thomas Schwarz

Quelle: geographische revue, 3. Jahrgang, 2001, Heft 1, S. 70-71