Winfried Schenk (Hg.): Robert Gradmann: vom Landpfarrer zum Professor für Geographie. Würdigung seiner wissenschaftlichen Leistungen. Beiträge zum Symposium anlässlich des 50. Todestages von Robert Gradmann. Leinfelden-Echterdingen 2002 (Schriften zur südwestdeutschen Landeskunde 42). 150 S.

Die Deutsche Akademie für Landeskunde verleiht an herausragende Vertreter der geographischen Landeskunde die "Robert-Gradmann-Medaille". Dies ist ein besonders eindrucksvoller Beleg für die Bedeutung dieses Wissenschaftlers in der Geschichte des Faches Geographie. Zum 50. Todestag fand nun im September 2000 ein interdisziplinäres, zweitägiges Symposium in Tübingen statt, das sich die schwierige Aufgabe gestellt hatte, einerseits die vor allem aus heutiger Sicht erstaunlich vielgestaltigen Facetten des Lebens und des Werks von Robert Gradmann zu würdigen und andererseits eine Verbindung zur heutigen und zukünftigen regionalen Forschung herzustellen. In dem hier zu besprechenden Sammelband fehlen die allgemeiner gehaltenen Vorträge, die in den "Berichten zur deutschen Landeskunde" erscheinen sollen. Dafür ist der personenbezogene Teil noch durch wichtige Beiträge ergänzt worden. Der mit zahlreichen Abbildungen und Karten gut ausgestattete Band enthält zehn Beiträge, die sich einerseits mit der Herkunft und den nicht universitären Berufsjahren Gradmanns und andererseits mit besonders charakteristischen Themenfeldern aus seinem wissenschaftlichen Werk befassen (Württembergische Landes- und Oberamtsbeschreibungen; geographische Landeskunde; historische Siedlungsgeographie; Vegetations- und Arealkunde; Karstforschung). Von grundlegender Bedeutung vor allem für die Historische Geographie sind die Beiträge von WINFRIED SCHENK über "Robert Gradmann als Siedlungsgeograph und Landeskundler" und von dem Archäologen CHRISTOPH MORRISSEY über "Steppenheide und Wald: Die siedlungsgeographischen Arbeiten Robert Gradmanns unter dem Blickwinkel neuerer archäologischer und archäobotanischer Forschungen in Südwestdeutschland". Die Herausgabe des Bandes besorgte WINFRIED SCHENK (heute Bonn, vorher in Tübingen), der für diese Aufgabe wegen seiner Verwurzelung in der südwestdeutschen Landeskunde und seines wissenschaftlichen Schwerpunkts in der Historischen Geographie in exemplarischer Weise qualifiziert ist. Insgesamt liegt mit dieser Veröffentlichung nun eine sehr differenzierte und doch ausgewogene Darstellung des Lebenswegs eines führenden Geographen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts vor, eines Lebenswegs, der für die heutige Zeit außerordentlich fremd wirkt und deshalb umso mehr - wie geschehen - wissenschaftlich exakt und umfassend aufgearbeitet werden musste.    
Autor: Klaus Fehn

Quelle: Erdkunde, 57. Jahrgang, 2003, Heft 4, S. 337-338