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Kategorie: Rezensionen

Vivien Lo, Eike Schamp (Hg.): Knowledge, learning, and regional development. Münster 2003 (Wirtschaftsgeographie, Band 24).

Eine der Kernaussagen dieses Sammelbands ist gleichzeitig das Programm seiner Entstehung: Lernen erfordert die Verknüpfung sozial verankerter Kommunikationsprozesse auf regionaler wie überregionaler und internationaler Ebene. Das Buch enthält die aktualisierten Beiträge des 7. Dutch-German Seminar on Economic Geography von 1999, eines Forums, das seit nunmehr 15 Jahren regelmäßig und grenzüberschreitend den wissenschaftlichen Informationsaustausch und die sozialen Beziehungen pflegt.

Insgesamt sieben Beiträge niederländischer und deutscher WirtschaftsgeographInnen, eingeführt von einer Einleitung der Herausgeber, behandeln Fragen der räumlichen Bedingtheit von Wissenserzeugung, -anwendung und -verbreitung in verschiedenen thematischen und regionalen Kontexten. Damit greift der Band ein Thema auf, das hinsichtlich der Identifikation von Voraussetzungen, Mechanismen und institutionellen Bedingungen einer erfolgreichen (regionalen) Wirtschafts- und Firmenentwicklung hohe Aktualität besitzt. Das Einleitungskapitel liefert einen pointierten Überblick über den Stand der Diskussion zum Thema Wissen, Lernen sowie Regionalentwicklung und stellt wesentliche Themenstränge der folgenden Buchkapitel vor. Die weiteren Beiträge basieren meist auf empirischen Studien, verknüpft mit theoretischen Überlegungen, beispielsweise zur Konzeptualisierung von Wissen oder zu Bezügen zwischen Lernen und unternehmerischer Dynamik. Dabei geht es um die Rolle von Marktstrukturen und sozial verankerten Lernprozessen für die Entwicklung von Industriedistrikten (Boschma / Lambooy / Schutjens), die Relevanz eher branchenbezogener als räumlicher Nähe für das kollektive Lernen von Computerfirmen im Raum Rotterdam-Utrecht (Stam/ Wever), die lokale Verankerung kodifizierten wie nicht-kodifizierten Wissens bei Finanzdienstleistern in Frankfurt am Main (Lo), Einflüsse unternehmerischer Bildungsmaßnahmen auf die Regionalentwicklung am Beispiel von Twente (van Dijk/ Bosch), regionale Lernprozesse durch global integrierte Firmen in Mexico (Fuchs), die organisatorische Verknüpfung lokaler Wissensfundi im globalen Gefüge eines Pharmakonzerns (Zeller) sowie lernorientierte Ansätze der Förderung von Biotech-Firmen in den Niederlanden (van Geenhuizen).
Insgesamt bereichert der Band die Diskussion zum Thema um Erkenntnisse zu drei wesentlichen Aspekten: der regionalen Differenziertheit wissensbasierter Wirtschaftsentwicklung durch den Einfluss spezifischer regionaler Kontexte; der Interdependenz verschiedener räumlicher Maßstabsebenen bei der Erzeugung und wirtschaftlichen Nutzung von Wissen; schließlich der komplexen Beziehung zwischen Wissen, Lernen und Regionalentwicklung, die von zeitlichen, räumlichen wie institutionellen Aspekten abhängt. Nicht zuletzt überzeugt das Buch auch vom hohen Kompetenzniveau der niederländischen KollegInnen, von denen einiges zu lernen ist.
Autorin: Martina Fromhold-Eisebith

Quelle: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 47 (2003) Heft 3/4, S. 271-272