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Kategorie: Rezensionen

Rolf Monheim (Hg.): Park & Ride - ein Beitrag zum stadtverträglichen Verkehr? Bayreuth 2001 (Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung 188). 118 S.

Die Wege des Wissenschaftsbetriebs sind manchmal unergründlich. Wenn diese Rezension erscheint, wird der 10. Jahrestag der Tagung anstehen, die den Anlass fürden vorliegenden Sammelband zum Thema Park+Ride darstellte. Inzwischen hat P+R als vermeintlicher Königsweg der Verkehrsplanung längst ausgedient, und insbesondere die Diskussion um P+R-Großanlagen ("Terminals") hat merklich an Aktualität verloren. Dennoch spielt P+R in der kommunalen Verkehrsplanung auch heute eine nicht unwichtige Rolle, und viele der kontroversen Standpunkte und Argumente zu den planerischen Anforderungen und Wirkungen von P+R sind weiterhin richtig und werden in dem vorliegenden Band (auch zwischen den Autoren der Beiträge) gut deutlich. Insofern werden fachlich Interessierte, die sich einen Überblick über die Argumente der P+R-Diskussion verschaffen wollen, den Band mit Gewinn lesen.
Enthalten sind zwei Beiträge mit Grundlagencharakter sowie drei Fallstudien - zwei aus München, eine aus Aachen. Christian Holz-Rau stellt seine eher grundlagenorientierten Überlegungen in den Kontext von Analysen der Pendlerentwicklung und vergleicht P+R mit Bike+Ride im Hinblick auf verkehrliche, siedlungsstrukturelle und soziale Effekte. Auch Thomas Schlüter argumentiert vorwiegend auf grundsätzlicher Ebene. Er bewertet P+R vor allem mit Blick auf die eingesetzten Mittel, Standorte der P+R-Anlagen, Nutzungskonflikte um die P+Rgrundstücke und Belastungen für die betroffenen Stadtteile.
Unter den drei Fallstudien ist der Beitrag von Oliver Faltlhauser mit Untersuchungen zu Raumwahrnehmungen und Aktivitätskopplungen deutlich verhaltensgeographisch geprägt. Wolfgang Großmann berichtet in einem kurzen Artikel über erste Erfahrungen mit der Erhebung von Nutzerentgelten im Rahmen des Projekts Mobinet, und Rolf Monheim gibt auf der Basis verschiedener Erhebungen einen Überblick über P+R in Aachen im Verlauf zweier Jahrzehnte. Dabei ergeben sich auch Einblicke in die (teils hausgemachten) planungspraktischen Probleme auf kommunaler Seite.
Inhaltlich ist resümierend festzuhalten, dass die Beiträge vorwiegend verkehrsimmanent argumentieren. Raumwissenschaftliche Fragen im weiteren Sinn klingen vor allem in den Beiträgen von Holz-Rau und Schlüter an, beispielsweise nach den Opportunitätskosten von P+R: Was könnte man anstelle von Parkplätzen alternativ mit den wertvollen Grundstücken um die S-Bahn-Stationen machen? So bringt S. 21 ein erhellendes und amüsantes Beispiel zu den Kosten und Nutzen von P+RGroßterminals, in dem die Grünen Schützenhilfe für ihre nächste Forderung nach einer Mineralölsteuererhöhung erhalten (8.30 Euro wären angemessen!) und in dem gleichzeitig erklärt wird, warum ÖPNV-Pendler jährlich 7.400 Euro Mietzuschuss nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz erhalten sollten. Absurd? Man lese nach und lasse sich überzeugen!
Autor: Joachim Scheiner

Quelle: geographische revue, 6. Jahrgang, 2004, Heft 1, S. 89-90