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Kategorie: Rezensionen

Dorothea Wiktorin, Jürgen Blenk, Josef Nipper, Manfred Nutz, Klaus Zehner (Hg.): Köln. Der historisch-topographische Atlas. Köln 2001. 224 S.

Heiner Jansen, Gert Ritter, Dorothea Wiktorin, Elisabeth Gohrbandt, Günther Weiss (Hg.): Der historische Köln Atlas. 2000 Jahre Stadtgeschichte in Karten und Bildern. Köln 2003. 200 S.

Günther Heinritz, Claus-Christian Wiegandt, Dorothea Wiktorin, (Hg.): Der München Atlas. Die Metropole im Spiegel faszinierender Karten. Köln 2003. 240 S.

Unter wesentlicher Mitwirkung von Geographen und der Einbindung auch von Vertretern anderer Wissenschaftsdisziplinen sowie von Praktikern aus Wirtschaft und Verwaltung vermitteln alle drei hier vorgestellten, im Kölner Emons Verlag erschienenen Atlanten ein eindrucksvolles Panorama von der historischen Entwicklung sowie den gegenwärtigen Strukturen und Problemen der Städte Köln und München. Die beiden Köln Atlanten ergänzen sich hervorragend, inhaltliche Überschneidungen werden vermieden. Der auch für Wirtschafts- und Stadtgeographen informations- und erkenntnisreiche historische Köln-Atlas belegt durch fundierte Texte und sehr anschauliche Karten die Entwicklung der Stadt von der Römerzeit bis in die Gegenwart. Durch die Verwendung auch historischer Karten, Gemälde und Fotos gewinnt der Atlas an Anschaulichkeit. Für die verschiedenen historischen Zeiträume werden nicht nur die räumliche Struktur und das Standortgefüge Kölns sichtbar, auch Einflüsse wie Bevölkerungsbewegungen, die Einführung neuer Verkehrstechnologien (v.a. der Bahn) oder die Leitbilder und Manifestationen der Stadtplanung werden transparent. Der historisch-topographische Köln-Atlas skizziert dagegen nur kurz wichtige historische Phasen, die weitaus meisten Beiträge widmen sich dagegen aktuellen Raummustern und Problemen. Die Darstellung der Grün- und Freiflächen, der Naturschutzgebiete, der Landwirtschaft, der Industrie, der Standorte der Kultur und der Freizeiteinrichtungen, der Märkte, des Einzelhandels oder der Medienwirtschaft veranschaulichen die wirtschafts- und sozialräumlichen Strukturen. Detailliert werden zudem einzelne Stadtviertel mit ihren charakteristischen Struktur- und Entwicklungsmustern vorgestellt. Das Lesevergnügen und der visuelle Genuss werden dadurch erhöht, dass auch Themen behandelt werden, die in einem wissenschaftlich anspruchsvollen Werk nicht immer erwartet werden, wie etwa der Kölner Karneval oder das boomende Szeneleben der Stadt auch in ihren räumlichen Ausprägungen.
Der München Atlas ist nach einem ähnlichen Konzept angelegt und besticht ebenfalls durch überzeugende Texte und überwiegend hervorragende Grafiken, Bilder und Karten. Auch dieser Atlas ist unter wesentlicher Verantwortung und Mitwirkung von Geographen entstanden. Stärker als in den beiden Kölner Bänden stehen hier aber aktuelle Leitbilder und Realisierungen des "Planens und Bauens" im Mittelpunkt. Ausführlicher als in den Kölner Atlanten werden auch "Lage und Natur" behandelt, jedoch nehmen im engeren Sinne wirtschafts- und sozialgeographische Themenfelder einen breiteren Raum ein. Neben der Berücksichtigung der Standort- und Entwicklungsmuster der einzelnen Wirtschaftszweige werden auch hier Themen behandelt, die zur Auflockerung der Publikation beitragen, wie z.B. die Darstellung der schwul-lesbischen Szene, der Biergärten oder der Straßenfeste. Pointierter als in den Kölner Atlanten werden die sozialräumlichen Strukturen transparent, unter anderem durch die Beiträge über Armut und Reichtum oder Ausländer in München. - Alle Atlanten sprechen nicht zuletzt auch durch ihre aufwendigen grafischen Darstellungen nicht nur Bewohner, Besucher und Freunde der behandelten Städte an. Auch für die wissenschaftliche Geographie vermitteln die Atlanten neue Perspektiven und Einsichten in die Entwicklungs- und Strukturmuster wichtiger Großstädte Deutschlands. Jeweils sehr ausführliche, interdisziplinär ausgerichtete Literaturverzeichnisse ermöglichen ein vertiefendes Studium der einzelnen Themenfelder. Eine Fortsetzung der Atlanten-Reihe mit der Behandlung weiterer Städte ist auch aus wissenschaftlicher Sicht zu begrüßen.
Autor: Karl Vorlaufer

Quelle: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 48 (2004) Heft3/4, S. 269-270