Drucken
Kategorie: Rezensionen

Susan Hanson: Geography, gender, and the workaday world. Stuttgart 2003 (Hettner-lectures 6). 76 S.

Die alljährliche Hettner-Lecture des Geographischen Instituts der Universität Heidelberg widmet sich neuen theoretischen Entwicklungen an der Schnittstelle von Geographie, Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. Im Jahr 2002 war SUSAN HANSON eingeladen, zwei Vorträge zu halten, die nun in diesem Buch zusammengestellt sind.
In der einführenden Vorlesung mit dem Thema "Geography, gender, and the workaday world" leitet SUSAN HANSON aus ihrer eigenen Forschungsbiographie, an drei empirischen Untersuchungen beispielhaft dargelegt, die große Bedeutung der Analyse des Alltags ab. Anhand der räumlichen Struktur lokaler Arbeitsmärkte zeigt sie, wie Gender auf alltägliche Entscheidungen einwirkt und damit Aktionsräume formt, die in ihrer Summe die Raumstruktur prägen. Die Analyse von Prozessen auf der Mikroebene ist HANSON zufolge die Basis für das Verständnis von Prozessen und Mustern auf der Makroebene, wie etwa lokalen Arbeitsmärkten oder Unternehmensgründungen.
Letzteres ist das Thema des zweiten Vortrags bzw. Kapitels "Geographical and feminist perspectives on entrepreneurship", das auf einer empirischen Studie in zwei amerikanischen Städten basiert. Die Ergebnisse illustrieren die Bedeutung des alltäglichen persönlichen und lokalen Kontexts für Unternehmensgründungen und zeigen charakteristische Unterschiede zwischen Unternehmen, die von Frauen geführt werden, und Unternehmen, die von Männern geführt werden. Dazu zählt eine stärkere lokale Orientierung der Unternehmerinnen, die häufig als Schwäche interpretiert wird und negative Auswirkungen auf den Zugang zu finanziellen Ressourcen hat. In Anbetracht wichtiger lokaler Effekte solcher Unternehmen fordert HANSON eine Neubewertung und regt zu einer kritischen Reflexion der Unternehmensforschung an.
Beide Texte des Buches stellen die Frage, wie Gender durch bzw. im Alltag konstruiert wird und wie Gender wiederum den Alltag formt. Sie sind in einem ungezwungenen und persönlichen Stil formuliert und dienen, wie SUSAN HANSON selber anmerkt, nicht einer umfassenden Literaturdiskussion oder Datenanalyse. Das Buch ist vielmehr eine kurzweilige Einführung in die reziproke Beziehung zwischen Gender und Raum sowie in die Bedeutung des Alltags in
der wirtschaftsgeographischen Forschung. Es will damit zu weiterem Nachdenken und Nachlesen anregen.
Autorin: Stefanie Föbker

Quelle: Erdkunde, 59. Jahrgang, 2005, Heft 1, S. 66-67