Harald Frater, Günthet Glebe, Clemens von Looz-Corswarem, Birgit Montag, Helmut Schneider, Dorothea Wiktorin (Hg.): Der Düsseldorf Atlas. Geschichte und Gegenwart der Landeshauptstadt im Kartenbild. Köln. 224 S.

Der von einem Team von Geographen und einem Historiker herausgegebene Düsseldorf Atlas fügt sich erfolgreich in eine mittlerweile stattliche Anzahl von Stadtatlanten (Köln geographisch und historisch, München, Düsseldorf, Leipzig) ein, die unter maßgeblicher Betreuung von Dorothea Wiktorin erschienen sind.

Der hervorragend ausgestattete Band ist in sieben Kapitel und einen Anhang, bestehend aus Literatur und Quellenangaben zu den einzelnen Beiträgen sowie einer sehr verdienstvollen ausführlichen Bibliographie mit primär, aber nicht ausschließlich auf Düsseldorf bezogenen Titeln gegliedert.
Das einführende Kapitel (Düsseldorf im Raum) stellt die Stadt zum einen in den Kontext der europäischen Metropolregionen und liefert zum anderen eine Einführung in die naturräumlichen Gegebenheiten. Kapitel 2 (Geschichte Düsseldorfs) thematisiert die Residenz- und Festungsstadt Düsseldorf, erläutert aber mit den Beiträgen über das moderne Düsseldorf unter anderem auch wesentliche städtebauliche Konzeptionen. Das ausführlichste Kapitel (Wirtschaft und Verkehr) zeigt, dass Düsseldorf das Klischee vom "Schreibtisch des Ruhrgebiets" längst hinter sich gelassen hat und heute ein sehr differenziertes Spektrum von Unternehmen und Arbeitsplätzen ganz überwiegend im Dienstleistungssektor aufweist. Dennoch trägt auch der Industriebereich nach einer umfassenden Restrukturierung (S. 84 ff.) auch heute wesentlich zum Wirtschaftsleben bei. Kapitel 4 (Die Zentren Düsseldorfs) vermittelt neue Aspekte von vermeintlich Vertrautem (Altstadt, Einkaufsstraße Kö), aber auch Einblicke in Düsseldorfer Zentren, die so gar nicht dem touristischen Klischee entsprechen (Oberbilk, Flingern). Kapitel 5 (Leben in Düsseldorf) gibt einen exemplarischen Überblick über die cultural geography der Stadt von der Hoch- über die Karnevals- zur Szenekultur mit einem Exkurs über das kirchliche Leben. Kapitel 6 (Grünes Düsseldorf) geht auf einige ökologische Themen- und Problembereiche Düsseldorfs ein. Das abschließende Kapitel 7 (Wohnen in Düsseldorf) liefert weit mehr als eine Traverse durch die Düsseldorfer Stadtteile - in der allgemeinen Einführung erfährt der Leser Faszinierendes über die Geometrie der Bodenpreise, über die ethnische Vielfalt und, anhand aussagekräftiger Indikatoren, über die sozioökonomische und politische Topographie Düsseldorfs.
Publikationen wie die vorliegende müssen aufgrund ihrer aufwendigen Gestaltung (und den damit verbundenen hohen Kosten) ein breites Publikum ansprechen. Der Gefahr, deshalb an inhaltlicher Qualität und wissenschaftlichem Anspruch einzubüßen, entgeht der Düsseldorf Atlas bravourös. Den Autoren aus einem breiten Spektrum von Sozial-, Geistes- und Naturwissenschaften, aber auch vielen Experten aus der Planungspraxis, ist es ganz überwiegend sehr gut gelungen, gleichzeitig wissenschaftlich seriöse sowie inhaltlich und gestalterisch attraktive Beiträge vorzulegen. Manche Erkenntnisse wie z.B. über die Verbreitung des  Dreistacheligen Stichlings oder die Brutplätze des Halsbandsittichs (S. 170 f.) werden vermutlich nur die Spezialisten erreichen, die Betonung, wie sehr die Universität Düsseldorf ihrem Namenspatron Heinrich Heine verpflichtet sei (S. 68 f.) übergeht diskret, gegen welch starken Widerstand gerade aus universitären Kreisen diese Namensgebung durchgesetzt werden musste, man mag auch darüber streiten, ob Düsseldorf wirklich schon in den illustren Kreis der Global Cities eindringen konnte - insgesamt ist aber ein außerordentlich ansprechendes Werk gelungen, dem man nur weite Verbreitung wünschen kann.
Autor: Günter Thieme

Quelle: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 49 (2005) Heft 2, S. 126-127