Cordula Neiberger und Heike Bertram (Hg.): Waren um die Welt bewegen. Strategien und Standorte im Management globaler Warenketten. Mannheim 2005 (Studien zur Mobilitäts- und Verkehrsforschung 11) 127 S.

Der wirtschaftliche Globalisierungsprozess steht in unmittelbarem Zusammenhang mit der Entstehung weltweiter Produktions- und Distributionssysteme. Damit verändern sich nicht nur Volumen und Wert der gehandelten Güter, sondern es entstehen neue Anforderungen an die Organisation der Warenketten, an Umschlagplätze und vor allem an Logistikdienstleister.

Vom reinen Transporteur entwickeln sie sich zu vielfältige Aufgaben übernehmenden Intermediären. Diesen Veränderungen und vor allem ihren räumlichen Ausprägungen und Konsequenzen widmet die wissenschaftliche Forschung bisher wenig Aufmerksamkeit. Deshalb wurde das Themenfeld in einem Workshop im November 2004 aufgegriffen und anschließend wurden die diskutierten Beiträge in diesem Sammelband veröffentlicht.
Gegliedert ist das Buch in drei thematische Blöcke. Im ersten werden die neue internationale Organisation von Unternehmen und Warenketten vorgestellt und daraus abgeleitet, welche veränderten Anforderungen sich an Transportsysteme und Logistikdienstleister ergeben. Eine Fallstudie zur Veränderung des internen Distributionssystems des Elektronikunternehmens Philips dient als empirisches Beispiel. Es gelingt sehr gut, durch Rückgriff auf Modellvorstellungen zu Warenketten und durch Analyse der Rahmenbedingungen einen theoretischen Zugriff zum Themenfeld zu erarbeiten.
Teil II beschäftigt sich mit der Reorganisation von Logistikdienstleistern; auch hier ergänzt eine Fallstudie (Kühne & Nagel) die eher abstrakten Überlegungen zum Wandel von Post, Bahn und Luftfrachtspeditionen. Alle drei Beiträge bleiben eher beschreibend-abstrakt und liefern noch keine wirklichen empirischen Ergebnisse; dies zeigt deutlich, welcher Bedarf an vertiefenden Studien noch besteht.
Teil III zeigt schließlich, wie sich die Umschlagstandorte (Flughäfen und Seehäfen) neuen Anforderungen stellen und internationale Strategien entwickeln; der Beitrag zu den Seehäfen gibt dabei eine auch empirisch gut belegte Übersicht der veränderten Funktionen in der intermodalen Transportkette.
Der vorliegende Sammelband liefert einen ersten Einstieg in ein hochaktuelles und relevantes Forschungsfeld. Es gelingt - basierend auf bekannten Modellansätzen - eine allgemeine Grundlage des Themenfeldes zu entwickeln und eher explorativ durch Fallstudien einen empirischen Eindruck zu zeichnen. Die Teilbeiträge ergänzen sich inhaltlich sehr gut, wenn auch beim jeweiligen Einstieg immer wieder die gleichen Schlagworte auftauchen (Globalisierung, kürzere Produktlebenszyklen usw.). Naturgemäß können für ein junges Forschungsfeld noch keine umfassenden Ergebnisse geliefert werden, aber der Band liefert wichtige Grundlagen für weitergehende empirische Analysen. Er ist allen, die sich mit dem Thema Warenketten und Logistikdienstleister beschäftigen, zu empfehlen.
Autor: Elmar Kulke

Quelle: Geographische Zeitschrift, 94. Jahrgang, 2006, Heft 3, Seite 181