Olaf Bastian, Haik Thomas Porada, Matthias Röder und Ralf-Uwe Syrbe (Hg.): Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft. Eine landeskundliche Bestandsaufnahme im Raum Lohsa, Klitten, Großdubrau und Baruth. Köln, Weimar, Wien 2005 (Landschaften in Deutschland 67). 452 S.

Der Band setzt die Reihe "Landschaften in Deutschland - Werte der deutschen Heimat" fort, deren weiteres Erscheinen nach der Wende und der Auflösung des Instituts für Geographie und Geoökologie in Leipzig zunächst umstritten war. Der bereits 1957 von der Kommission für Heimatforschung der damaligen Deutschen Akademie der Wissenschaften mit Unterstützung von ERNST NEEF herausgegebene Band 1 folgte einem älteren Konzept des Sächsischen Lehrervereins. Zur fundierten Vertiefung der heimatkundlichen Kenntnisse sah es für jeweils eine Topographische Karte 1:25.000 Sachsens eine Beschreibung von bedeutenden Einzelobjekten in der Landschaft, ausgewiesen durch so genannte Suchpunkte, vor. Eine zusammenfassende Darstellung des Gebietes sollte jeweils vorangestellt werden. Die später mehrfach verifizierte und dem fachlichen Fortschritt angepasste Reihe zählt mit dem vorliegenden Band 67 Bände, inzwischen sind zwei weitere erschienen.

Mit Ausnahme des Mittelrheinischen Beckens liegen die vorgestellten Gebiete bisher alle in den östlichen Bundesländern, die meisten in Sachsen. Bestens ausgewiesene Geographen wie D. ZÜHLKE (bis 1984) und L. GRUNDMANN (1984 bis 2003) waren die Hauptbearbeiter und Koordinatoren der Bände. Ihnen oblag neben der Abfassung eigener Kapitel die Zusammenführung der verschiedenen Beiträge aus Naturwissenschaften, Geschichte, Architektur- und Kunstgeschichte, Archäologie, Sprachwissenschaften, Volkskunde, Land- und Forstwirtschaft und - je nach regionaler Bedeutung - anderen Wirtschaftszweigen.
Der Band "Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" behandelt - grob gesehen - das Gebiet zwischen Bautzen, Hoyerswerda, Niesky und Weißenberg. Es wird insgesamt von Süd nach Nord von der windungsreichen Spree und ihren Nebenläufen durchflossen. Der Süden reicht in die Hügellandschaft der waldarmen, dicht besiedelten Lausitzer Gefilde hinein, während der Nordteil von der waldreichen Oberlausitzer Moor- und Heidelandschaft eingenommen wird. Hier hat die seit dem 13. Jh. sich entwickelnde Teichwirtschaft entscheidend zur Entstehung einer unverwechselbaren Kulturlandschaft beigetragen. In der zweiten Hälfte des 20. Jh. hat der zunächst rücksichtslos durchgeführte und dann eingestellte Braunkohletagebau beiderseits der Spree eine einmalige Bergbaufolgelandschaft entstehen lassen. Sie besteht aus einem Raumgefüge aus teils natürlichen, teils künstlichen Teichen, Heideflächen, Feuchtwiesen, Mooren, Binnendünen, artenarmen Kiefernforsten, Kippen, Tagebaurestlöchern, also insgesamt sehr vielfältigen Lebensräumen. Ihre überregionale Bedeutung wurde 1990 durch die Ausweisung des Biosphärenreservates "Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" hervorgehoben. Besondere Bedeutung erhält dieser Band auch dadurch, dass er das Kerngebiet des obersorbischen Siedlungsraumes mit seinem unterschiedlichen Volkstum behandelt. Diese ethnische Besonderheit kommt bereits zu Beginn des Buches darin zum Ausdruck, dass das Vorwort in deutscher und sorbischer Sprache abgefasst ist, wie ja auch die Ortsnamen in der betroffenen Region zweisprachig angezeigt werden.
Im ersten Teil des Buches wird ein gründlicher landeskundlicher Überblick vermittelt. Nach einer an den Bodenfaktoren orientierten Naturräumlichen Gliederung, die dokumentiert wird in einer farbigen Naturraumtypenkarte in drei Maßstabsskalen (Dimensionsstufen) und ergänzt durch ein Satellitenbild, folgt eine Darstellung der einzelnen Geofaktoren jeweils mit einer Farbkarte (Geologie und Oberflächenformen, Bergbau und Rekultivierung, Böden, Klima, Hydrographie, Fischerei, Flora und Vegetation, Tierwelt, Waldwirtschaft und Forstwesen). In geschickter Verbindung, werden an die Behandlung der einzelnen Naturfaktoren ihre Nutzung und die sich daraus ergebenden Probleme angeschlossen. Ein eigenes Kapitel in diesem Block "Naturraum und Landschaft" ist dem "Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft" gewidmet.
Im folgenden Hauptkapitel wird auf die "Geschichte und Raumstruktur" eingegangen, wobei sich hinter dem Begriff Raumstruktur die Verwaltungsgliederung insbesondere nach 1990 verbirgt. In diesem Block werden außerdem die Archäologie und die historische Entwicklung in den Zeitschnitten 1200 bis 1945, im Wesentlichen die Zeit der adeligen Gutsherrschaft, und 1945 bis 1990, die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg und der DDR-Herrschaft, behandelt.
Das folgende Hauptkapitel befasst sich mit dem "Kultur- und Sprachraum". Infolge der sprachlichen, teilweise konfessionellen (weitaus die Mehrzahl der Sorben ist allerdings nach der Reformation evangelisch geworden) und volkskundlichen Unterschiede zwischen Sorben und Deutschen, ihrer verschiedenen Bräuche und Festtraditionen ist dieses Kapitel besonders aufschlussreich. Ein weiteres Unterkapitel befasst sich mit der Architektur- und Kunstgeschichte des Gebietes.
Etwa drei Viertel des Bandes machen die Einzeldarstellungen landeskundlich relevanter Phänomene aus, erfasst in den Suchpunkten. Hier werden Ortschaften, einzelne Bauwerke, wie Schlösser, Kirchen, archäologisch bedeutsame Lokalitäten und Funde, aber auch Objekte der Landesnatur und solche, die aus der wirtschaftlichen Tätigkeit des Menschen hervorgegangen sind, wie Teiche, Tagebau-Restseen, Forste u.a., einer eingehenden Darstellung unterzogen. Die genaue Lage der Suchpunkte ist in einer Übersichtskarte im Anhang mit Ziffern eingetragen, die ein leichtes Auffinden der textlichen Beschreibungen ermöglichen. Diese Form der Darstellung erklärt sich aus der pädagogischen Tradition der Reihe, die auch in den zehn Exkursionsvorschlägen im Anhang zum Ausdruck kommt. Hierdurch wird eine große landeskundliche Informationsdichte und -vertiefung erreicht, was die Bände für die landeskundliche Dokumentation besonders wertvoll macht.
Ein hoher Dokumentationswert kommt auch dem fest eingebundenen Anhang des Bandes zu. Hier findet sich beispielsweise eine durch mühevolle Recherchen zusammengestellte "Einwohner- und Siedlungsstatistik von 1600 bis 2004", die Aufschluss über den sozialen Wandel gibt. Weitere Tabellen dokumentieren "pflanzengeographisch bedeutsame Arten der natürlichen Vegetation", Bodenformen und Vegetationseinheiten in bestimmten Naturräumen, Gebiete und Objekte des Naturschutzes, bedeutende durch Fischerei genutzte Wasserflächen oder, aus der Kulturgeschichte, "Kulturen der Oberlausitz in der europäischen Chronologie der Vorgeschichte" mit Fundgattungen und Fundstellen, markiert durch Suchpunkte. Sehr interessant für die jüngste Geschichte sind Tabellen zur Bevölkerungsentwicklung von 1990 bis 2004 auf Gemeindebasis und zur "Beschäftigungsentwicklung nach Gemeinden von 1996 bis 2004".
Für die festgestellten Fakten lassen sich über die Kennziffern der Suchpunkte Querbeziehungen herstellen. Der Band ist durch Farbkarten, farbige Graphiken, Farbfotos und Schwarz-Weiß-Abbildungen hervorragend ausgestattet. Verzeichnisse der Abbildungen, Autoren, Suchpunkte und Abkürzungen erleichtern die Orientierung in dem hervorragend redigierten Band. Insgesamt bildet er eine ausgezeichnete landeskundliche Dokumentation und damit eine Fundgrube für alle, die an der Region interessiert sind. Hierzu trägt auch das umfangreiche Quellen- und Literaturverzeichnis bei. Die detailreiche, fachkundige Darstellung aus vielen landeskundlich relevanten Sachgebieten war nur durch ein Autorenteam aus den einschlägigen Disziplinen zu leisten.
So haben an dem Band neben mehreren Geographen, die im Titel als Herausgeber bzw. Bearbeiter genannt sind, Autoren aus der Archäologie, Biologie, Geologie, dem Forstwesen, der Geschichte, der Kunst- und Architekturgeschichte, den Sprachwissenschaften sowie der Volkskunde mitgewirkt. Daneben trugen Vertreter von Landesbehörden und Museen mit ihrem Sachverstand zum Gelingen des Buches bei.
Zusammenfassend beurteilt besteht der große Wert dieser Reihe und speziell der des vorliegenden Bandes in der detailreichen Bestandsaufnahme landeskundlich relevanter Objekte und der damit verbundenen gründlichen, sachkundigen Information. Die Öffentlichkeit verlangt nach wie vor nach landeskundlichen Informationen und erwartet sie speziell von unserem Fach. Insofern war es eine richtige Entscheidung, die Reihe in dem 1992 gegründeten Leibniz-Institut für Länderkunde zu bearbeiten und erscheinen zu lassen (seit 2001 gemeinsam mit der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig). Jeder, der sich über die Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft informieren möchte, wird diesen Band mit großem Gewinn zu Rate ziehen.    
Autor: Hans-Jürgen Klink

Quelle: Erdkunde, 61. Jahrgang, 2007, Heft 1, S. 116-118