Ivo Mossig: Netzwerke der Kulturökonomie. Lokale Knoten und globale Verflechtungen der Film- und Fernsehindustrie in Deutschland und den USA. Bielefeld 2006. 226 S.

Die Bedeutung der Branchen der Kulturindustrie nimmt im Verlauf des 21. Jahrhunderts in überdurchschnittlichem Maße für die unterschiedlichsten Dimensionen der Gesellschaft und für den Alltag der Menschen zu. IVO MOSSIG legt in diesem Kontext im "transcript Verlag" eine Studie mit dem Titel Netzwerke der Kulturökonomie vor. Der Untertitel präzisiert die Auseinandersetzung mit der Kulturökonomie: Lokale Knoten und globale Verflechtungen der Film- und Fernsehindustrie in Deutschland und den USA.

Im ersten Kapitel begründet der Verfasser die Auswahl des Themas, formuliert die Fragestellung und schildert den Aufbau der Studie. Im zweiten Kapitel definiert er den Begriff Kulturökonomie und begründet ausführlich die Bedeutung der Medienwirtschaft innerhalb der Kulturökonomie und der derzeitigen gesellschaftlichen Wirklichkeit. Dabei, so argumentiert der Autor der Habilitationsschrift, können positive Beschäftigungseffekte in den für die Untersuchung ausgewählten Branchen Film, Fernsehen und Rundfunk verzeichnet werden. Zusätzlich begründet der Verfasser die Auswahl der genannten Branchen damit, dass Kreativität als Produktionsfaktor, die Flexibilität durch die projektbezogene Zusammenstellung der Wertschöpfungskette, die Herstellung immaterieller Güter, die Nicht-Rivalität im Konsum, der wirkungsvolle Effekt der Fixkostendegression und die publizistische Macht diese Branchen von anderen Brachen der herkömmlichen Ökonomie grundlegend unterscheiden.
Das Hauptziel der vorgelegten Studie, an dem der Erfolg der Arbeit zu messen ist, besteht darin, die Steuerungsmechanismen in lokal und global vernetzten Strukturen eines Clusters theoretisch zu erfassen und empirisch zu belegen. Im dritten Kapitel wird die theoretische Folie der Untersuchung diskutiert und erarbeitet. Zunächst erläutert der Verfasser die wirtschaftsgeographische Clusterforschung und danach die Globalisierung ökonomischer Aktivitäten. Schließlich werden die Steuerungsmechanismen in vernetzten Strukturen als Macht der Akteure dargelegt. Dabei wird die Macht der Akteure auf unterschiedlichen Ebenen definiert: Überlegenheit und Stärke der Handelnden, Einflussnahme durch Beziehungen der Akteure sowie durch kollektive Ordnungskräfte der Institutionen. Danach begründet der Verfasser im vierten Kapitel die Auswahl der Fallbeispiele und erläutert sein empirisches Vorgehen. In den beiden folgenden Kapiteln werden die empirischen Befunde und erzielten Ergebnisse der Analyse des Medienclusters der Städte München und Köln sowie der Verflechtungen der Filmindustrie von Hollywood/Los Angeles und deutschem Markt ausgebreitet.
Die Ergebnisse der Studie werden nochmals in einer kurzen Zusammenfassung formuliert: In vier Punkten erläutert der Verfasser die lokalen Steuerungsmechanismen, beschreibt die wichtigen historischen Entwicklungen der 1970er und 1980er Jahre und breitet die Ergebnisse zur globalen Verflechtung der Medienbranche in sieben Punkten aus. Ein Verzeichnis der bearbeiteten Literatur schließt die Studie ab.
Die vorgelegte Studie ist trotz der Komplexität des bearbeiteten Sachverhaltes gut lesbar und mit Hilfe zahlreicher Tabellen, informativer Graphiken und thematischer Karten sehr anschaulich gestaltet. Ebenso sind die ausgezeichnete Zusammenfassung und die präzise Formulierung der erzielten empirischen und theoretischen Ergebnisse lobenswert zu erwähnen. Dem Verfasser ist es aufgrund einer klaren Fragestellung und einer konkreten Zielsetzung gelungen, einen anspruchsvollen Dialog zwischen Theorie und Empirie herzustellen, der das Verständnis unserer zunehmend komplexer werdenden Welt insbesondere in der Medienbranche sichern hilft. Die Studie sollte aufgrund des vorzüglichen Forschungsdessins und aufgrund der klaren Darstellung in den Pflichtkanon geographischer Lehre aufgenommen werden. Und die Arbeit ist jedem, aber auch wirklich jedem, der Interesse an Geographie, Ökonomie und Medien hat, zur Lektüre empfohlen.    
Autor: Anton Escher

Quelle: Erdkunde, 61. Jahrgang, 2007, Heft 2, S. 209