Albrecht Steinecke: Tourismus. Eine geographische Einführung. Braunschweig 2006 (Das Geographische Seminar). 357 S.

"Wir ertrinken in Informationen, aber wir hungern nach Wissen." Mit diesem Zitat aus der Feder von J. Naisbitt überschreibt der Autor, der der bekannteste aktive und zugleich am stärksten mit der Tourismuspraxis verwobene Wissenschaftler unter den deutschen Fremdenverkehrsgeographen ist, sein Studienbuch. Dem kann zweifelsohne beigepflichtet werden, denn in den letzten Jahren sind zum Themenfeld Freizeit und Tourismus auf nationaler wie internationaler Ebene zahlreiche Sammelbände und Monographien publiziert worden, die sich als Gesamtdarstellung auf einführendem Niveau oder auch für Fortgeschrittene verstehen. Das vorliegende Werk, das sich einerseits insbesondere dem Tourismus in Deutschland und Mitteleuropa (inklusive der Alpen), andererseits hauptsächlich mit dem Reiseverkehr der Deutschen beschäftigt, zählt darunter zweifelsohne zu den Besten.

Der Verfasser gliedert sein etwas mehr als 300 Textseiten umfassendes Opus in fünf logisch aufeinander aufbauende Abschnitte, welche die Thematik facettenreich und zugleich profund präsentieren. Der inhaltliche Bogen wird von den grundlegenden Definitionen, den gängigen Theorieansätzen und den Analysemethoden, den quantitativen wie qualitativen Strukturen von Angebot (der Tourismuswirtschaft) und Nachfrage (den Zielgruppen der Reisenden und ihren Teilmärkten) sowie den künftigen Trends im Fremdenverkehrssektor absolut gekonnt gespannt. Dem raumwissenschaftlichen Grundverständnis folgend, behandelt der Hauptteil dieser interessanten, im besten Deutsch verfassten und reichhaltig illustrierten Arbeit die verschiedenen Tourismusräume. Dabei geht es um Städtetourismus, um Tourismus an Küsten, in den Alpen, im ländlichen Raum - womit in der Hauptsache das Mittelgebirge gemeint ist - um Industrietourismus sowie, nicht zuletzt, um Tourismus in Freizeit- und Erlebniswelten. Abgedeckt wird damit nahezu das gesamte Spektrum der mit dem Reiseverkehr zusammenhängenden Areale. Die sie charakterisierenden Phänomene werden vorbildlich herausgearbeitet.
Kleinere formale Monita beziehen sich auf fehlende Titel bei Abbildungen, manchmal etwas zu klein geratene (aber qualitativ gute) thematische Karten, die zudem gelegentlich eine Maßstabsleiste vermissen lassen. Als inhaltliches Defizit ist die nur in sehr überschaubarer Zahl rezipierte internationale Literatur zum Thema zu nennen. Kritisch ist darüber hinaus anzumerken, dass bei der Behandlung des Lebenszyklus von Destinationen (111 ff.) die Originalquelle (BUTLER 1980 bzw. neuere Ausgaben) nicht zitiert wird. Gut getan hätte der Monographie ebenfalls der Hinweis auf die wichtigsten wissenschaftlichen Zeitschriften zum Thema (vgl. www.alastairmmorri son.com/journals.htm) und ein Schlagwortverzeichnis. Gleichwohl kann dieses Buch, das sich besonders durch seine Anwendungsorientierung auszeichnet, allen an Freizeit und Tourismus Interessierten guten Gewissens zum Studium empfohlen werden.
Autor: Hubert Job

Quelle: Zeitschrift für Wirtschaftsgeographie Jg. 51 (2007) Heft 3/4, S. 254-255