Eva Illouz: Cold Intimacies: The Making of Emotional Capitalism. Cambridge 2007. 134 S.

In ihren Frankfurter Adorno-Vorlesungen aus dem Jahr 2004 versucht die israelische Soziologin Eva Illouz eine Weiterführung der Kritischen Theorie im Hinblick auf die konflikthaften Tendenzen der Moderne. Die drei Vorlesungen des Bandes entstanden während eines Forschungsaufenthaltes der Autorin an der Universität Princeton und reflektieren ihre intellektuelle Auseinandersetzung mit einer zeitgemäßen Kapitalismuskritik. Eva Illouz steigt in ihre Argumentation mit dem Postulat ein, dass in den bisherigen Betrachtungen und Diskussionen über die Errungenschaften der Moderne die menschlichen Emotionen bisher keine Rolle gespielt hätten.

Anton Escher und Sandra Petermann: Tausendundein Fremder im Paradies? Ausländer in der Medina von Marrakech. Würzburg (Muslimische Welten. Empirische Studien zu Gesellschaft, Politik und Religion 1) 2009. 276 S.

Eine der wesentlichen intellektuellen Quellen der Neuen Kulturgeographie ist sicherlich die postkoloniale Theoriebildung und hier vor allem die Arbeit von Edward Said zum Orientalismus. Die verschiedenen Sichtweisen des Westens auf den „Orient“ sowie das ambivalente Spiel mit Identitäten und Alterität, das sich mit den Vorstellungen zum Orient verbindet, weisen seit langem eine ungebrochene Faszination für die Neue Kulturgeographie auf. Und diese Bezauberung für die intellektuellen Möglichkeiten einer kulturgeographischen Beschäftigung mit dem Orient merkt man der außergewöhnlichen Studie von Anton Escher und Sandra Petermann deutlich an.

Wiebke Porombka: Medialität urbaner Infrastrukturen. Der öffentliche Nahverkehr, 1870-1933. Bielefeld 2013. 442 S.

Infrastrukturen bilden ein zentrales Element der Domestikation von Raum (Engels 2010). Gerade vor dem Hintergrund der gegenwärtigen Verfassung gesellschaftlicher Partizipation am Aus- und Umbau technischer Infrastrukturen, angefangen von Umgehungsstraßen und Erweiterungen von Straßenbahnlinien über großräumlich bedeutsame Projekte wie Bahnhöfe und -strecken (Stuttgart 21) oder Flughäfen (der dritten Startbahn am Münchener Flughafen), bis hin zum Ausbau Transeuropäischer Netze, rückt die Durchsetzung des Baus und des Betriebs von technischen Infrastrukturen zunehmend in das Interesse der Öffentlichkeit (z.B. Walter et al. 2013). Insofern ist ein Buch, das sich mit der symbolischen Bedeutung technischer Infrastrukturen – hier in historischer Perspektive – befasst, durchaus auch aus der Perspektive unterschiedlicher Wissenschaften mit Raumbezug von Interesse.

The New Extractivism

Henry Veltmeyer and James Petras (eds): The New Extractivism: A Post-Neoliberal Development Model or Imperialism of the Twenty-First Century?  Zed Books. London, New York  2014. 304 p. 

The New Extractivism aims to address a fundamental dilemma faced by governments in Latin America: to pursue, or not, a development strategy based on resource extraction in the face of immense social and environmental costs, not to mention mass resistance from the people negatively affected by it. This book offers a persuasive antidote to the misplaced optimism about Latin America that many progressives have bought into, writes Jason Hickel.

The dominant model of international development has a contradiction at its center, hidden in plain view. It insists that the total eradication of poverty is an achievable goal that can be accomplished, given the right amount of aid, in just a few years from now. And it promises that this goal can be miraculously achieved without any substantive change in the present order of accumulation and consumption, and without any loss of wealth or power on the part of the global 1%.

Kristina Dietz: Der Klimawandel als Demokratiefrage. Sozial-ökologische und politische Dimensionen von Vulnerabilität in Nicaragua und Tansania. Münster 2011. 320 S.

Lokale Land- und Wassernutzungskonfikte werden sich – geographisch ungleich verteilt – in Folge globaler Erwärmung, zunehmender Klimaschwankungen und Extremwetterereignisse verschärfen. Die Ursachen dieser Konflikte liegen aber nicht allein in Klimawandelfolgen begründet. Vielmehr werden Klimawandeldiskurse durch den klimapolitischen Mainstream instrumentalisiert, um soziale Ungleichheit zu naturalisieren. Im vorliegenden Buch bescheinigt die Autorin der Klimaforschung, zur Entpolitisierung des Klimawandelproblems beizutragen, und zeigt mit ihren akteurs- und prozessorientierten Fallstudien in Nicaragua und Tansania, welche Faktoren berücksichtigt werden müssen, um die Zusammenhänge zwischen sozialen und ökologischen Prozessen erkennen zu können.

Heide Kaspar: Erlebnis Stadtpark. Nutzung und Wahrnehmung urbaner Grünräume. Heidelberg 2012. 303 S.

Der Diskurs um öffentliche Räume hat nach wie vor Hochkonjunktur in der Stadtforschung. Ein zentrales Thema innerhalb des Diskurses bildet das Verhältnis zwischen der Gestaltung öffentlicher Räume einerseits und ihrer Nutzung durch städtische Bewohner/innen andererseits. Die Dissertation von Heidi Kaspar reiht sich in diese Tradition ein und befasst sich aus sozialgeographischer Perspektive mit der Wahrnehmung und dem Erleben urbaner Grünräume durch ihre Nutzer/innen.

Anna M. Wobus, Ulrich Wobus und Benno Parthier (Hg.): Der Begriff der Natur. Wandlungen unseres Naturverständnisses und seine Folgen. Gaterslebener Begegnung 2009. Stuttgart (Nova Acta Leopoldina NF Bd. 109) 2010. 266 S.

Einen Sammelband besprechen zu müssen kann mitunter zu einer zweifelbehafteten Aufgabe werden. Selbst wenn sich alle zu dem Sammelband Beitragenden mehr oder minder an das gemeinsame Oberthema halten („Der Begriff der Natur. Wandlungen unserer Naturverständnisses und seine Folgen“), selbst wenn sicherlich gerade in der Vielfalt verschiedener Zugänge zu einem „gemeinsamen“ Thema ein besonderer Reiz oder gar Gewinn liegen kann, selbst wenn das Thema sogar eines ist, das man in der eigenen Fachcommunity gerne, ja sogar notwendig wieder neu diskutiert sähe, so kann es eben doch dazu kommen, dass man sehr daran zweifelt, ob es sinnvoll ist, diese Community überhaupt auf das Buch aufmerksam zu machen.

Jürgen Bähr und  Ulrich Jürgens: Stadtgeographie II. Braunschweig 2009. 352 S.

Folgt man den Ausführungen des Verlages bezüglich der Intentionen des im Rahmen des Geographischen Seminars erschienenen zweibändigen Lehrbuchs zur Stadtgeographie, so hat Band II das Ziel, die allgemeinen Konzepte der Stadtstruktur und Stadtentwicklung aus Band I durch die Darstellung der regionalen und empirisch belegten kulturräumlichen Unterschiede zu ergänzen (vgl. Klappentext Band 1).

Perry Anderson: The New Old World. New York 2011. 561 S.

Verf. bewertet das europäische Projekt seit der neoliberalen Wende und dem Zusammenbruch des Realsozialismus: »Dieser Doppelstrudel veränderte die Gestalt der EU und bog all ihre Mitgliedsstaaten in neue Richtungen« (xiv). Die EU heute unterscheide sich fundamental von der »Gemeinschaft der 50er und 60er; trotzdem ist meine Bewunderung für die ursprünglichen Architekten ungemindert« (xv). Genauso ungemindert ist die Verachtung für die heutigen und die »Selbstgerechtigkeit von Europas Eliten«(ebd.).Seine Aufgabe sieht Verf. darin, gängige Elite-»Mythen« zu zerstreuen, wie z.B., dass Europa »ein höheres Wertesystem verkörpere als die USA« (ebd.): »Nicht bloß die Verschiedenheit, sondern auch die Unabhängigkeit von Amerika ist kleiner als angenommen« (xvi).

Ralf Ebert, Klaus R. Kunzmann, Bastian Lange : Kreativwirtschaftspolitik in Metropolen. Hamburg 2012. 92 S.

Für Wirtschaftsgeografie und Regionalökonomie bleibt die Kreativwirtschaft weiterhin ein aktuelles Feld. Viele Städte und Regionen lassen Berichte über die Situation, Entwicklung und Potenziale der Kreativwirtschaft erstellen. Die Ausrichtungen, Schwerpunkte und Massnahmen unterscheiden sich aber von Stadt zu Stadt. Die Autoren von Kreativwirtschaftspolitik in Metropolen verfolgten das Ziel ebendiese zu vergleichen, im Wissen um die Unterschiedlichkeit der kulturellen, politischen und ökonomischen Hintergründe. In den Vergleich wurden vier deutsche Metropolen einbezogen, nämlich Hamburg, Berlin, München und Köln, in denen es bezüglich Parametern wie Beschäftigung, Umsatz, Brancheneinteilung auch vergleichbare Zahlen gibt.

Peter Meusburger (Hg.): Wissenschaftsatlas der Universität Heidelberg. Knittlingen 2011. 388 S.

Jede Universität könnte sich glücklich schätzen, wenn sie zu ihrem Jubiläum ein solch eindrucksvolles Atlaswerk als Festschrift der Öffentlichkeit präsentieren könnte, wie es jetzt zum 625-jährigen Geburtstag der Ruprecht-Karls-Universität in Heidelberg geschehen ist. Auf fast 400 Seiten enthält der opulente und einzigartige Atlas über 100 einzelne Beiträge mit fast 250 verschiedenen thematischen Karten und zahlreichen weiteren erläuternden Graphiken. Viele Fotos aus den früheren Zeiten illustrieren die einzelnen Texte zur langen Geschichte der Ruperto Carola, wie die älteste Universität in Deutschland seit 1805 auch bezeichnet wird. Aber auch aktuelle Fotos weisen auf die Rolle der Universität in der heutigen Gesellschaft hin.