Norbert Wein: Sibirien. Gotha 1999 (Perthes Regionalprofile).

Den Raum der beiden Wirtschaftsgroßregionen West- und Ostsibirien sowie der Republik Sacha-Jakutien, d.h. rd. 10 Mill. km2, auf reichlich 200 Seiten darzustellen, ist ein Wagnis, aber zugleich eine Herausforderung. Der Autor kennt weite Teile Sibiriens aus eigener Anschauung, kann auf Erhebungen und Gespräche vor Ort zurückgreifen und verarbeitet vor allem Fachliteratur russischer Provenienz.

Doreen Massey: Power-geometries and the politics of space-time. Hettner-Lecture 1998. Heidelberg 1999 (Hettner-Lectures, Band 2). 112 S.

Der Band dokumentiert die zweite "Hettner-Lecture" am Geographischen Institut der Universität Heidelberg im Juni 1998 mit den beiden öffentlichen Vorträgen und den drei Seminaren der Gastdozentin D. Massey. Ergänzt werden diese Teile durch ein biographisches Interview. Ziel der Hettner-Lectures ist den Veranstaltern zufolge zum einen, "neue theoretische Entwicklungen" zu präsentieren, und zum anderen, jungen Wissenschaftlern und Studenten "neue Forschungsperspektiven zu eröffnen und zu kritischen Reflexionen über aktuelle theoretische Debatten und die geographische Forschungspraxis zu ermutigen."

Norman Backhaus: Zugänge zur Globalisierung. Konzepte, Prozesse, Visionen. Zürich 1999 (Schriftenreihe Anthropogeographie 17). 255 S.

Seit Anfang der 1990er Jahre hat die Zahl wissenschaftlicher Publikationen über das Thema Globalisierung sintflutartig zugenommen, so dass die Suchmaschinen mit diesem Begriff und die Leser mit der Destillierung von Argumenten ihre Mühe haben. Nun also noch eine weitere Veröffentlichung! Das Buch von Norman Backhaus hat zwei Besonderheiten: Es ist meines Wissens das erste in der deutschsprachigen Geographie, das sich mit dieser Thematik allgemein auseinandersetzt. Zum anderen - und sicherlich von größerer Relevanz - ist es ein Buch, das nicht eine eigene Theorie oder 'Wahrheit' über Globalisierung den vielen vorhandenen hinzufügen will, sondern einen Diskurs anregenden, breiten Überblick über unterschiedliche theoretische Konzepte von Globalisierung geben will.

Hans Dieter Schultz (Hg.): Quodlibet Geographicum - Einblicke in unsere Arbeit. Berlin 1999 (Berliner Geographische Arbeiten 90). 214 S.

Titel und Vorwort drücken es explizit aus: Der Band 90 der "Berliner Geographischen Arbeiten" soll als Sammelband Aufschluß über die Spannweite der aktuellen Forschungen am Geographischen Institut der Humboldt-Universität zu Berlin geben. Darüber hinaus erfüllt er aber noch eine andere Zielstellung, die in der Widmung und im ersten Beitrag, quasi dem "editorial", zum Ausdruck kommt.

Tim Cresswell: In place/out of place: geography, ideology, and transgression. Minneapolis 1996. 200 S.

In einem Werbespot, der in Großbritannien während der Fußball-Europameisterschaft lief, bedankt sich ein junger Mann, optisch mit allen Attributen des jungdynamischen Erfolgsmenschen ausgestattet, bei den vier Damen und Herren mittleren Alters, die ihm gerade mitgeteilt haben, daß sein Bewerbungsgespräch erfolgreich war und er den Job bekommt, folgendermaßen: Einem kneift er in die Bakke, einer anderen wuschelt er durch die Haare, den Kopf eines weiteren schließlich umfasst er mit beiden Händen und drückt ihm einen Kuss auf die Stirn. Der Zuschauer versteht sofort: So bedankt sich der Torschütze beim Passgeber, und zwar auf dem Rasengeviert und nicht im Büro und nicht bei den zukünftigen Chefs. Diese Form des Dankes ist hier nicht adäquat, sie gehört auf den Fußballplatz und nicht ins Büro, sie ist out of place.

Gerhard Bahrenberg, Nils Mevenkamp, Rolf Monheim: Nutzung und Bewertung von Stadtzentren und Nebenzentren in Bremen. Bayreuth 1998 (Arbeitsmaterialien zur Raumordnung und Raumplanung, Heft 180). 219 S.

Dieses Heft wird das Interesse von (Innen-) Stadtplanern, Verkehrsplanern, Citymanagern, Marktforschern, Standortplanern und -entscheidern erwecken. Denen, die in den Bereichen geographischer Handelsforschung, Citymanagement und Citymarketing arbeiten, vermittelt diese quantitative Untersuchung aus dem Jahr 1996 methodisch interessante Aspekte zur Durchführung von Innenstadt-Besucheranalysen und eine Fülle von Informationen, wie sie in Stärken-Schwächen-Analysen für die Entwicklung von City-Leitbildern benötigt werden.

Ulf Matthiesen (Hg.): Die Räume der Milieus. Neue Tendenzen in der sozial- und raumwissenschaftlichen Milieuforschung, in der Stadt- und Raumplanung. Berlin 1998. 371 S.

Sprechen Soziologen von Milieus, scheint ihre Welt noch in Ordnung zu sein: Unter "Milieus" werden Bevölkerungsgruppen verstanden, bei denen durch alltäglichen Kontakt und Austausch Einstellungen und Verhalten mit ihrer sozialen Lage zusammenpassen (d. h. Verhalten und Lage fallen nicht auseinander, was sonst immer schwierig zu erklären ist). Geographen sind Milieus sympathisch, weil das Zusammenleben oder auch -wirtschaften in regionalen oder lokalen Milieus nachweislich geprägt ist von der Beschaffenheit des Orts oder Wohngebiets.

Christine Vogt: Guatemalas verbotene Ressourcen. Eine handlungstheoretische Untersuchung. Innsbruck 1999 (Innsbrucker Geographische Studien, Bd. 29). 174 S.

Christine Vogt hat sich zum Ziel gesetzt, eine handlungstheoretische Untersuchung der Ökonomie Guatemalas darzulegen. Insbesondere interessiert die Autorin die Frage nach der Erklärungsreichweite von Handlungsmodellen bezüglich der Konstituierung der "wirtschaftsräumlichen Strukturen" (S. 22) Guatemalas und den "Koordinaten des Handelns für eine lokale und regionale Wirtschaftsförderung in Guatemala" (S. 20).

Daniel Göler: Postsozialistische Segregationstendenzen: Sozial- und bevölkerungsgeographische Aspekte von Wanderungen in Mittelstädten der Neuen Länder. Untersucht an den Beispielen Halberstadt und Nordhausen. Bamberg 1999 (Bamberger Geographische Schriften 18). 155 S.

Die Arbeit widmet sich den raumrelevanten demographischen Veränderungen in den Jahren nach der Wiedervereinigung und beschreibt die dadurch bedingten raumstrukturellen Veränderungen. Im Mittelpunkt steht dabei der Aspekt der postsozialistischen Segregationstendenzen in den Mittelstädten der Neuen Länder.

Martin Heß: Glokalisierung, industrieller Wandel und Standortstruktur. Das Beispiel der EU-Schienenfahrzeugindustrie. München 1998 (Wirtschaft & Raum, Band 2). 203 S.

Eine industriegeographische Analyse vorzulegen ohne den Rekurs auf das Schlagwort von der Globalisierung wird gegenwärtig niemand erwarten. Die in dem Schlagwort gern eingeschlossene Behauptung von der Entgrenzung und Entbettung hat in den letzten Jahren die Frage in den Mittelpunkt gerückt, welche Chance oder welche Schranke der Standort bzw. die Region für den Konkurrenzerfolg von Unternehmen darstellt. Unter dieser Fragestellung, der Bedeutung der Lokalität in einem globalen Markt, stellt auch der Verf. Seine empirische Studie der Schienenfahrzeugindustrie in der EU.

Geographische Exkursionen - auf neuen Wegen oder ausgetretenen Pfaden?

Wie keine andere Veranstaltung werden sie in den Öffentlichkeiten innerhalb und außerhalb des Faches zum unhinterfragbaren kanonischen Bestandteil des Lehrplanes stilisiert, ihre methodische und didaktische Funktionalität gleichermaßen vorausgesetzt: Exkursionen ins Nahe, vor allem aber ins Ferne. Gleichwohl gibt es kritische Stimmen, die den häufig als Krönung der universitären Ausbildung angesehenen Fahrten an "außeruniversitäre Lernorte" ihren wissenschaftlichen Stellenwert streitig machen, sie eher als touristische Unternehmungen einordnen.