Jan Gehl: Leben zwischen Häusern. Berlin 2012. Jovis Verlag. 199 S.

Das im Jovis Verlag erschienene Werk „Leben zwischen Häusern“ ist die deutsche Übersetzung des Buches „Life between Buildings“ aus dem Jahr 2010. Dieses englischsprachige Buch ist wiederum eine aktualisierte Fassung des Klassikers „Livet mellem Husene“, den Jan Gehl, ein dänischer Architekt und Stadtplaner, bereits im Jahr 1971 in seiner Muttersprache verfasst hat. Allein die Tatsache, dass dieses Buch inzwischen in 20 Sprachen übersetzt wurde, ist ein Hinweis auf die weltweite Bedeutung dieses Werkes.

Tilman Harlander, Gerd Kuhn, Wüstenrot Stiftung (Hrsg.) 2012: Soziale Mischung in der Stadt. Case StudiesHarlander Soziale Mischung – Wohnungspolitik in Europa – Historische Analyse. Stuttgart/Zürich: Krämer Verlag. 440 S.

Macht es die Mischung?
Soziale Mischung in der Stadt – das Thema dieses einschüchternd voluminösen und grossformatigen, sehr sorgfältig edierten und graphisch ansprechend gestalteten Werkes ist ein Dauerbrenner in der stadtsoziologischen, wohnungspolitischen und städtebaulichen Debatte. Es hat allerdings gerade in den letzten Jahren durch die Wohnungsknappheit in den wirtschaftlich starken Grossstadtregionen und durch die Auseinandersetzungen über Gentrifizierung, über die Jugendunruhen in Grosssiedlungen anderer Ländern oder über die Neuauflage des geförderten Wohnungsbaus neue Aktualität gewonnen. Stichworte, um die das Buch kreist, sind: sozialräumliche Polarisierung, erwünschte und erzwungene Segregation/Integration, Ghettoisierung und Gentrifizierung, Gated Communities und Social Mix und was Politik und Planung zu allem beigetragen haben und beitragen sollten. Das Buch kommt genau zur rechten Zeit, auch wenn dies angesichts der langen Vorlaufzeit eines solch ehrgeizigen Publikationsvorhabens sicherlich so nicht geplant gewesen sein konnte.

Tilmann Harlander (Hrsg.) 2007: Stadtwohnen. Geschichte – Städtebau – Perspektiven. München: Deutsche Verlagsanstalt. 400 S.

Gefördert von der Wüstenrotstiftung und herausgegeben von Tilman Harlander in Verbindung mit Harald Bodenschatz, Gerhard Fehl, Johann Jessen und Gerd Kuhn, ist ein vielseitiger und inhaltsreicher Sammelband über das Wohnen in der Stadt entstanden, in dem sich geschichtliche Entwicklung und heutige Problematik begegnen. Gemeinsam wirken die Herausgeber als Autoren der Einführung unter dem Titel «Geschichte – Städtebau – Perspektiven» und des Abschlusskapitels «Stadtwohnen gestern – heute – morgen»; als Einzelautoren treten sie jeweils in den übergreifenden Artikeln für verschiedene Zeitabschnitte wie auch in der Darstellung einzelner Fallstudien auf.

Stadt Zürich (Hrsg.) 2007: Mehr als Wohnen: Gemeinnütziger Wohnungsbau in Zürich 1907-2007. [Autorenteam: Christoph Durban, Michael Koch, Maresa Schumacher, Daniel Kurz, Mathias Somandin] Zürich: gta Verlag ETH Zürich, 480 S.

Die Früchte des Vorausschauens
Das stolze Stichwort, das sich durch diesen Prachtband zieht – und gleichzeitig den Stolz und die Pracht legitimiert, heisst «Erfolgsgeschichte». «Hundert Jahre gemeinnütziger Wohnungsbau in Zürich»: Die Dokumentation erzählt auf einer Metaebene den Erfolg einer langfristig vorausschauenden Planung. Auch sie begann wie so manche Planung mit einem Leidensdruck, der von der Wohnungsnot in den ersten Jahren des 20. Jahrhunderts ausging.

Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung / Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung (Hrsg.) 2007: Auf dem Weg zu einer nationalen Stadtentwicklungspolitik. Bonn: BMVBS, BBR. 111 S.

Der Titel dieser Schrift lässt erkennen, dass es sich hier nicht um eine offizielle Deklaration des Ministeriums, sondern eher um ein programmatisches «Arbeitspapier» handelt, und tatsächlich ist das Kernstück der Schrift ein von einer interdisziplinär zusammengesetzten Expertengruppe erarbeitetes Gutachten, als «Memorandum» bezeichnet. Nach dem Text der Präambel «bezieht [es] sich inhaltlich vor allem auf zwei Handlungsbereiche. Zum einen geht es um die Konturen einer nationalen Stadtentwicklungspolitik, die bestehende Ansätze ergänzt und stärkt. Zum anderen geht es um eine nationale Kampagne ‹Für Stadt und Urbanität›.» Der Expertengruppe gehörten 13 Persönlichkeiten an, die durch Wissenschaft und/oder Praxis mit verschiedenen Aspekten der Stadtentwicklung eng verbunden sind.

Nicole de Temple 2005: Einfamilienhaussiedlungen im Wandel. Eine Untersuchung zum Generationswechsel vor dem Hintergrund des soziodemografischen Wandels am Beispiel der Stadt Dortmund. ISR Arbeitshefte. Berlin: TU Berlin. 174 S.

Die Wissenschaft beschäftigt sich seit längerem mit dem sozialdemographischen Wandel in Deutschland und seinen Auswirkungen auf die räumliche Entwicklung. Waren jedoch bisher vor allem Grosssiedlungen, Plattenbaugebiete und schrumpfende Regionen im Fokus, so rücken nun langsam, aber sicher auch Einfamilienhaussiedlungen ins Zentrum der Diskussion. Nicole de Temple befasst sich in ihrer explorativen Studie mit diesem wenig erforschten Thema und untersucht am Beispiel der Stadt Dortmund Siedlungen unterschiedlicher Bauphasen – Werkswohnungsbau bis 1918, Heimstätten der 1920er-/1930er-Jahre, Familienheime der 1950er-Jahre sowie Siedlungen der 1960er-Jahre – und die stark differenzierten Veränderungen in diesen Gebieten.

Uwe Altrock, Heike Hoffmann, Barbara Schönig (Hrsg.) 2007: Hoffnungsträger Zivilgesellschaft? Governance, Nonprofits und Stadtentwicklung in den Metropolregionen der USA. Berlin: Uwe Altrock Verlag, 262 S. (Deutsch/English)

Der Beitrag der Bürgerinnen und Bürger zur Entwicklung von Stadt und Region: Von den USA lernen?
«Diese Stadt benötigt dringend ein Entwicklungskonzept. Wie sollen wir sonst unser Engagement vor Ort auf eine abgestimmte Grundlage stellen…!» sagen sich Unternehmer und einflussreiche Bürger einer Grossstadt und beauftragen ein renommiertes Stadtplanungsbüro mit der Erarbeitung eines Konzeptes, dessen Entstehung sie aus eigenen Mitteln finanzieren. «Aber ein Plan allein bewirkt wenig – also müssen wir uns auch um dessen Umsetzung kümmern.» Gesagt, getan: Ein Komitee wird gegründet und begleitet fast 30 Jahre lang auf vielfältige Weise die Plananwendung, propagiert mit professioneller PR die Bedeutung der Konzeption und wirbt immer wieder neue Unterstützer und Kooperanden ein.

Amt für Raumordnung und Vermessung 2007: Raumentwicklung. Publikationsreihe Raumbeobachtung Kanton Zürich, Heft 25. Zürich: Baudirektion Kanton Zürich. 52 S.

Der Umgang mit den bestehenden Siedlungen ist die zentrale Zukunftsaufgabe der Raumplanung. Dies zeigt die neuste Publikation Raumentwicklung des Amts für Raumordnung und Vermessung der Baudirektion Kanton Zürich.

Schweizerisches Architekturmuseum Basel; Ferguson, F. (Hrsg.) 2008: S AM 04 – ARCH/SCAPES. Die Verhandlung von Architektur und Landschaft in der Schweiz / Negotiating Swiss Architecture and Landscape. Basel: Christoph Merian Verlag. 80 S.

Die Erweckung und Erschaffung von Landschaft
Eine neue Disziplin ist erfunden, als Unterabteilung von Raumplanung: die Landschaftserweckung; und entsprechend sind neue Berufe geboren, als Spezialisierungen von Raumplanerinnen und Raumplanern: der/die Landschaftserwecker/-in. Der Erfinder heisst Angelus Eisinger, Professor für Stadt-und Raumplanung an der Hochschule Liechtenstein. Er präsentiert seine Idee – reich mit Beispielen illustriert – in S AM 04, der neusten und vierten Ausgabe in der Publikationsreihe des Schweizerischen Architekturmuseums Basel, Begleitbuch zur Ausstellung «Arch/Scapes – Die Verhandlung von Architektur und Landschaft». Diese Ausstellung, produziert vom Architekturmuseum und dessen Leiterin Francesca Ferguson im Auftrag des Bundesamts für Kultur, war der Schweizer Beitrag zur 7. Internationalen Architekturbiennale São Paulo 2007 und Anfang 2008 dann an ihrem Ursprungsort in Basel zu sehen (noch bis 11. Mai).

Matthias Zürker 2007: Cluster als neue Komponente der wirtschaftsbezogenen Raumentwicklung. Gabi Troeger-Weiss (Hrsg.): Materialien zur Regionalentwicklung und Raumordnung. Kaiserslautern: TU Kaiserslautern, Bd. 22. 319 S.

Die relativ junge Lehre von der Regionalwirtschaft/ Regionalpolitik verfügt bereits über eine eigene Geschichte. Wie weit sie zurückzuverfolgen ist, scheint eine offene Frage. Das seit mehr als einem halben Jahrhundert inspirierende Umfeld der Raumplanung scheint das Suchen nach Selbstverständnis und optimalen Strategien zu fördern.

Baoxing Qui 2007: Harmony and Innovation. Problems, Dangers and Solutions in Dealing with Rapid Urbanization in China. Mailand: Verlag L’Arca Edizioni. 485 S.

Seit Jahren faszinieren die grossen Städte Chinas Journalisten und Fotografen der westlichen Welt. Nicht nur sie, auch Geografen, Planerinnen, Architekten und Künstlerinnen sind von der Geschwindigkeit beeindruckt, mit der die Städte Chinas wachsen, in das ländliche Umland zersiedeln, und mit der – ohne Rücksicht auf Traditionen und den Verlust von Identitäten – alte durch neue Baustrukturen ersetzt werden. Die Zahl der Veröffentlichungen im Westen über diese Urbanisierungsprozesse und ihre sozialen, kulturellen und ökologischen Folgen ist kaum mehr zu überblicken.