Tarek Rashed and Carsten Jürgens (eds.): Remote Sensing of Urban and Suburban Areas. Heidelberg 2010. 352 p.

Since the appearance of very high spatial resolution satellite products, remote sensing of urban environments has become a cutting-edge and state-of-theart research topic, documented by various recently issued articles, books and other publications as well as numerous conferences. The collection "Remote Sensing of Urban and Suburban Areas" (2010), edited by Tarek Rashed and Carsten Jürgens, is a significant example of the publications of the essential "Urban Remote Sensing" (URS) movement.

Ian Morris: Wer regiert die Welt? Warum Zivilisationen herrschen oder beherrscht werden. Aus d. Engl. v. Klaus Binder u.a. Frankfurt/M-New York 2011. 656 S.

Wieder ein voluminöses Sachbuch zur Weltgeschichte. Es versteht sich, dass die mehrbändigen Handbücher, die das schier unfassbare Material der Weltgeschichte von zahlreichen Autoren bearbeitet bereitstellen, nicht als Maßstab für das Anliegen, das ›Ganze‹ einbändig in den Griff zu bekommen, herangezogen werden können. Auf den ersten, vielleicht sogar etwas längeren Blick weckt vorliegende Bearbeitung Neugier, lässt neue Einsichten erwarten und auf eine – dank lockeren Stils – verständliche Lektüre hoffen. Doch bald lernt man einen prätentiösen Autor kennen, der gern eines rhetorischen Gags halber ausufert und es mit dem roten Faden nicht so genau nimmt. Vergleiche zwischen Ereignissen, die Jahrhunderte oder Jahrtausende voneinander getrennt sind, fließen en passant ein, wobei Verf. sich auf Wohlwollen und Vorkenntnisse der Lesenden zu verlassen scheint. Der englische Originaltitel des ambitiösen Versuchs, die bisherige »Weltherrschaft« des Westens mit Rückgriff auf etwa zehntausend Jahre Menschheitsgeschichte zu erklären (Why the West Rules – for now. The Patterns of History and What They Reveal About the Future, 2010), trifft die Absicht des Verf. weit angemessener als die irreführende Titelei der deutschen Ausgabe, in der auch die Hinweise auf weiterführende Werke und die umfangreiche Bibliographie des Originals fehlen.

Pun Ngai u. Ching Kwan Lee (Hg.), Aufbruch der zweiten Generation – Wanderarbeit, Gender und Klassenzusammensetzung in China. Berlin-Hamburg 2010. 296 S.

China bleibt ein Paradoxon: Während Linke darüber diskutieren, ob sich das Land »zum Sozialismus« entwickelt, sorgen ausländische Investoren und Unternehmer sowie die chinesische Partei- und Staatsführung sich um dessen »innere Stabilität«, nehmen doch kollektive Arbeitskonflikte kontinuierlich zu, wie die Arbeitskämpfe vom Frühjahr 2011 zeigten.  Arbeiterunruhen sind in China viel alltäglicher als oft angenommen« (236), konstatiert denn auch der vorliegende Bd., in dem die aus den USA bzw. Hongkong stammenden Verf. nach dem »neuen Klassensubjekt« und den »Prozessen der Klassenzusammensetzung « fragen und der Thematik von »Freiheit, Berufswahl und Arbeit«, der »Karaoke-Sex-Industrie« und der Lage der »migrantischen Hausangestellten« nachgehen.

Wulf Tessin: Ästhetik des Angenehmen. Städtische Freiräume zwischen professioneller Ästhetik und Laiengeschmack. Wiesbaden 2008. 174 S.   

Nur wenige Geographen haben sich bisher ernsthaft mit der Ästhetik von Landschaft oder auch der Ästhetik der gebauten Umwelt auseinandergesetzt. Deshalb lohnt ein Blick in die benachbarten Fachdisziplinen. Der Soziologe und Städtebauer Wulf Tessin, bis vor kurzem Professor für planungsbezogene Soziologie an der Fakultät Architektur und Landschaft an der Universität in Hannover, hat seine langjährigen Erfahrungen zur Rezeptionsästhetik in einem 170 Seiten starken Buch zusammengetragen. In einer sehr verständlichen Sprache und einem damit gut lesbaren Text sucht Tessin nach Erklärungen für die Diskrepanz zwischen der professionellen Ästhetik und dem Laiengeschmack. Dabei konzentriert er seine Überlegungen auf die Gestaltung und Aneignung städtischer Freiräume mit einem besonderen Augenmerk auf die innerstädtischen Parkanlagen.

Bernd Rieken: Schatten über Galtür? Gespräche mit Einheimischen über die Lawine von 1999. Ein Beitrag zur Katastrophenforschung. Münster 2010. 216 S.

Im Februar 1999 wurde der kleine österreichische Ort Galtür von einer Lawine heimgesucht. Durch dieses Ereignis starben 31 Menschen und zahllose Menschen wurden verletzt. Der Psychotherapeut und Individualpsychologe Bernd Rieken von der Sigmund-Freud-Privatuniversität in Wien ging in einer psychoanalytisch- (bzw. individualpsychologisch-) ethnologischen Feldforschung den psychischen Folgen des Ereignisses bei den Einheimischen nach. Seine Gespräche mit den Einheimischen verdichtete er zu einer Monographie, die zum Verstehen beitragen soll, wie und inwieweit Menschen solche "Katastrophen" verarbeiten. Auf Basis von qualitativen Interviews und interdisziplinär ausgewählten Theorie-Beiträgen entfaltet Rieken ein Plädoyer für einen Zugang in der Katastrophenforschung, der die Betroffenen in den Vordergrund rückt. Sein dezidiert wissenschaftlicher Anspruch dabei ist, den Graben zwischen Essentialismus und Konstruktivismus zu überbrücken.

Matthias Kiese: Regionale Clusterpolitik in Deutschland. Bestandsaufnahme und interregionaler Vergleich im Spannungsfeld von Theorie und Praxis. Marburg 2012. 451 S.

Mit seiner Habilitationsschrift schließt Matthias Kiese eine große Lücke der Clusterforschung: eine systematische Zwischenbilanz der bisherigen Clusterpolitik in Deutschland auf den subnationalen Ebenen. Im Zentrum der Arbeit steht ein Vergleich der Initiativen von Bundesländern sowie von Kommunen und Kreisen. Dabei verfolgt Kiese eine anspruchsvolle Fragestellung, indem er sich zum einen fur die Steuerungsformen, Schwerpunkte und Strategien der Clusterpolitik und das Clusterverständnis der Initiativen interessiert. Zum anderen möchte er auch die Verbreitung der Clusterkonzepte sowie die Aushandlungsprozesse darstellen, die dann zu einer spezifischen Ausformung der Clusterpolitik innerhalb der einzelnen Regionen geführt haben.

Harm de Blij: The power of place. Geography, destiny, and globalization's rough landscape. Oxford/New York 2009. 304 p.

Lässt sich die These des Todes der euklidischen Distanz aufgrund der Digitalisierung in der Gegenwartsgesellschaft aufrechterhalten? Verliert der Raum seine Jahrtausende alte Wirkkraft auf die Organisation von sozialen Prozessen? Ist die Weltgesellschaft tatsachlich kommunikativ soweit zusammengerückt, dass die selektierende Wirkung räumlicher Entfernungen auf der Erde mehr oder weniger zu vernachlassigen ist? Folgt man den Ausführungen des US-amerikanischen Geographen Harm de Blij, dann gelten diese Thesen lediglich fur eine Minderheit der Menschen. Fur die Mehrheit weist der Raum situationsbedingt eine nicht zu unterschätzende Prägkraft, eine "power of place" auf.

Atmosphäre

Jürgen Hasse: Zur Räumlichkeit von Atmosphären 

Gernot Böhme: Atmosphäre. Essays zur neuen Ästhetik. Berlin 2013. 303 S.

Atmosphären finden in der Humangeographie keine besondere Aufmerksamkeit. Das ist wissenschaftstheoretisch konsequent, denn die paradigmatischen Präliminarien des handlungstheoretischen Konstruktivismus öffnen kein Fenster zur Integration von Atmosphären in das vorherrschende Raum-Denken der Disziplin. Ob es auch weitsichtig ist, im Namen der Theoriehygiene des Faches eine lebensweltlich und systemisch evidente Wirkungsmacht nicht zum Anlass zu nehmen, die Enge innerdisziplinärer Welt-und Menschenbilder zu überwinden, ist eine ganz andere Frage. Wenn hier nun ein philosophischer Sammelband zum Thema Atmosphäre vorgestellt werden soll, liegt also a priori alles, was sich dazu sagen lässt, mehr oder weniger quer zum akteurstheoretischen Denken der Humangeographie und hat vielleicht gerade darin ein gewisses Anregungspotential.

Winfried Schenk: Historische Geographie. Darmstadt 2011. 134 S.

Seit vielen Jahrzehnten ist im deutschsprachigen Raum kein neues Lehrbuch der historischen Geographie mehr erschienen, sieht man einmal von entsprechenden Kapiteln in zusammenfassenden Werken wie der von SCHENK und SCHLIEPHAKE (2005) herausgegebenen Anthropogeographie oder dem Lehrbuch Geographie (Hrsg. von GEBHARDT et al., 2007) einmal ab. Insofern ist es höchst begrüßenswert, dass der Lehrstuhlinhaber für Historische Geographie an der Universität Bonn sich der Mühe unterzogen hat, ein Bändchen von rund 125 Seiten zu diesem Teilgebiet der Humangeographie zu verfassen.

Katrin Sandfuchs: Wohnen in der Stadt. Bewohnerstrukturen, Nachbarschaften und Motive der Wohnstandortwahl in innenstadtnahen Neubaugebieten Hannovers. Kiel 2009. 282 S.

Das aus der Dissertationsschrift hervorgegangene Buch widmet sich den Bewohnern neu gebauter Wohnungen und Einfamilienhäuser in innenstadtnahen Wohngebieten Hannovers und ihren Motiven für die Wohnstandortwahl in der Stadt. Hiermit wird ein urbanes Wohnungsmarktsegment in den Blick genommen, das trotz der aktuellen Reurbanisierungsdiskussionen bislang nicht in dieser Tiefe betrachtet wurde.

Karl Husa, Christof Parnreiter & Helmut Wohlschlägl (Hg.): Weltbevölkerung. Zu viele, zu wenige, schlecht verteilt? Wien 2011. 292 S.

Wie kaum eine andere Sozialwissenschaft ist die Demographie auf die Erkundung von menschlichen (An-) Trieben und damit auf die Enträtselung einer stets nur vage erahnbaren Mischung aus Rationalität, Kultur und Tradition angewiesen. Dazu kommt die spezifische "Trägheit" ihres Gegenstands: der Bevölkerungsentwicklung. Paradigmen wechseln, Trends entstehen und vergehen; bevor sie als relevant erkannt werden, dauert es Generationen. Begründungszusammenhänge werden daher in der Regel nachträglich (re-) konstruiert; über ihre längerfristige Gültigkeit lässt sich nichts Genaues sagen.